Eine bittere Abrechnung mit dem Sowjetsystem, ein berührendes menschliches Schicksal. (DR) Der Litauer Robertas ist soeben vierzig geworden. Er sitzt auf einer Düne der Kurischen Nehrung am Ostseestrand und schaut nachdenklich auf das graue Meer hinaus. Was in Wirklichkeit als begehrtes Erholungsgebiet dient, ruft in ihm die Erinnerung an einen Truppenübungsplatz in der DDR wach, wo er sich viele Jahre zuvor erniedrigen und schinden ließ. Die Schleiferei durch seine Vorgesetzten und die unwürdigen Lebensbedingungen während der Ausbildung in der Eliteeinheit der Fallschirmjäger, aber auch die Begegnungen mit Kameraden aus allen Ländern des damals noch kommunistischen Teiles der Welt hinterließen in ihm unauslöschliche Spuren. "Er erlebt den Verlust der Freiheit, er erfährt, was es heißt, rechtlos zu sein, was es heißt erniedrigt zu werden, was Hunger bedeutet und Schmerz, viel Schmerz". Immer wieder kreisen seine Gedanken um jene drei Sekunden zwischen Leben und Tod, die ein Fallschirmspringer im freien Fall in Richtung Erde rast, bis er den rettenden Fallschirm aufspannen darf. Sigitas Parulskis weiß, wovon er schreibt. Er war selbst in den achtziger Jahren bei den Luftlandetruppen der Sowjetarmee in Deutschland stationiert. Er hat einen ehrlichen, aber ebenso spröden Roman geschrieben. Da ist nichts beschönigend, nichts wird weicher gemacht, als die Realität ist. Die Mechanismen totalitärer Systeme werden darin ebenso ad absurdum geführt wie die zum Scheitern verurteilten Beziehungen mit perversen Freundinnen. "Drei Sekunden Himmel" ist ein Buch auf hohem Niveau. Auf alle Fälle ist es wert, ihm viel Zeit zu schenken. *bn* Hannes Preßl

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Personen: Parulskis, Sigitas