Mohl, Nils
Zeit für Astronauten Roman
Buch

„Ein guter Planet ist schwer zu finden.“ Keiner wüsste davon besser zu berichten als Bozorg. Doch Bozorg spricht wenig, irrt noch immer im Mondstaub vergangener Ereignisse umher und versucht, sein Lebensshuttle langsam wieder auf festen Boden zu bekommen. Eine Zeit lang steigt er sogar aus und legt den schützenden Raumanzug ab: Er schließt eine heilsbringende Freundschaft zum Barbesitzer Christos, arbeitet für ihn, lebt in dessen verfallener Bungalowanlage irgendwo am Mittelmeer. Und er verliebt sich neu. Denn eines Tages taucht ein Mädchen vom Mars in der Bar auf, rotlockig und ebenfalls auf der Flucht vor sich selbst. Zwei Figuren, die durch die ersten beiden Bände von Nils Mohls Trilogie über das Erwachsenwerden miteinander verknüpft sind: Jackie war die attraktive, reiche Göre, der Mauser in „Es war einmal Indianerland“ die tatkräftige Laubenbesitzerin Edda vorgezogen hat. Bozorg war der Freund von Kitty, der in „Stadtrandritter“ nach deren Tod abgehauen ist, ohne seiner Mitbewohnerin Domino irgendein Lebenszeichen zu hinterlassen. Am Ende des vorliegenden Romans werden Bozorg und Jackie eine Liebesbeziehung gehabt haben. Denn nach der Liebe und dem Glauben in den ersten beiden Bänden ist der dritte Teil der Trilogie dem Leitthema Hoffnung verpflichtet. Nils Mohl bindet daran das adoleszente Verlassen des eigenen Herkunftsortes, das Erobern neuer (emotionaler) Welten, respektive Planeten – um im Sprachduktus des Romans zu bleiben. Die genrespezifischen Erzählanklänge, die die Handlungsmuster der Trilogie prägen, wechseln von der indigenen Zugehörigkeit über die Âventiure in die zukunftsverheißende Raumfahrt. Dem entsprechend bleiben Passagen, mit denen Nils Mohl (erneut) aus dem Erzähltext aussteigt, um in Distanz zu den Figuren deren Schicksal zu reflektieren, dem Futur II verpflichtet. Raketen werden am Ende des Romans gezündet worden sein – und nicht nur Raketen. Denn worauf der erzählerische Countdown hinausläuft, wird – naturgemäß – erst in den letzten Sekunden klar. Zu diesem Zeitpunkt hat Nils Mohl die etablierten Erzählperspektiven zueinander geführt und lässt sie in beschleunigtem Rhythmus ineinander übergehen. Den Kontrast dazu bildet der verlangsamte Romanbeginn, der mit dem Kauf von Feuerwerkskörpern das spätere, explosive Geschehen in diminuitiver Stadtrandversion vorwegnimmt. Eingeführt wird eine aus den bisherigen Bänden noch unbekannte Figur: Körts. Nicht sehr helle und dennoch lebensbegabt; zugeknöpft und doch offenherzig bis an die Grenze der Peinlichkeit; einer, der ein Hörgerät trägt, um Übergriffen der Stärkeren zu entkommen; ein Spanner, dem man dennoch mit Sympathie folgt. Einer mit einer klaren Mission: Erobert werden soll der unerreichbare, hellste weibliche Stern am Himmel – Domino. Wie Jackie ist auch sie die Verliererin in einer Dreiecksbeziehung (jener aus „Stadtrandritter“) und diesmal der missing link im Abenteuer der Übriggebliebenen und Vernachlässigten. Denn nach zwei Jahren der Ungewissheit hat Domino eine Postkarte von Bozorg erhalten und folgt der Sternenkarte auf den fremden Planeten Sinillyk – verfolgt und begleitet von Körts. Rund um das Geheimnis dieses entlegenen Tourismusortes führt Nils Mohl im Foreward und Rewind seiner Erzählstruktur das Gegenwärtige, das gerade erst zur Vergangenheit wurde, und das Vergangene, das dieses Gegenwärtige mitbestimmt, zueinander. Und stellt dabei die bange Frage: Kommt man je an in seiner eigenen Zukunft?


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Personen: Mohl, Nils

Interessenkreis: Jugendliche

Mohl

Mohl, Nils:
Zeit für Astronauten : Roman / Nils Mohl. - Orig.-Ausg. - Reinbek : Rowohlt Taschenbuch-Verl., 2016. - 421 S.
ISBN 978-3-499-21678-7 kart. : ca. Eur 15,50

Zugangsnummer: 2018/0041 - Barcode: 2-1250181-4-00002383-2
Schöne Literatur - Buch