Annotation: Ins gegenwärtige Deutschland verlegte Comic-Adaption des Klassikers „Huckleberry Finn“ von Mark Twain. Der Halbwaise Huck flüchtet mit der Prostituierten Jin auf einem Floß auf der Saale, an dessen Ufern sie verschiedene Abenteuer bestehen. Rezension: Ein Junge mit zerzaustem Haar liegt oberkörperfrei auf einem kleinen Floß, treibt langsam in der Abenddämmerung einen breiten Fluss entlang und blickt verträumt in den Himmel. Sofort verbindet man die Szene mit Huckleberry Finn, dem freiheitsliebenden Jungen aus Mark Twains Roman. Doch dieser Junge ist Huck, ganz ohne -leberry, der abgebildete Fluss ist nicht der Mississippi, sondern die Saale in Sachsen-Anhalt. Olivia Vieweg übernimmt in ihrer Comicadaption „Huck Finn“ Handlungsstränge und Motive aus dem Klassiker von Twain und überträgt sie in die heutige Zeit. Trotz der Warnung: „Personen, die versuchen, in dieser Geschichte ein Motiv zu finden, kommen vor Gericht“, lohnt sich der Vergleich mit Twains Fassung: Der Mississippi tritt nur noch als Name eines Bordells auf, in dem Jin, eine asiatische Prostituierte, nach Köln verkauft werden soll und bei ihrer Flucht auf Huck trifft – die Thematik der Sklaverei des Originals wird somit gekonnt in die heutige Lebenswirklichkeit übertragen. Huck und Jin lassen sich bei ihrem „Streben nach Glück“ auf dem Fluss Richtung Freiheit, Richtung Hamburg treiben. „Überall woanders fühlt man sich eingezwängt und erstickt, aber auf ´nem Floß nicht. Frei und leicht fühlt man sich da.“ Die Adaption des Klassikers zeigt, dass alte Probleme immer noch aktuell sind, sich aber in einem neuen Gewand zeigen. Erzählt wird die Geschichte auf der Textebene von Huck, auch die Bildebene weicht nur selten von seiner Seite. Das Einfache und Wilde wird auf der Bildebene aufgegriffen, die in Rottönen skizzenhaften Figuren werden auf einem beeindruckend naturgewaltigen Hintergrund präsentiert. In den Panels wird eine gekonnte Dynamik zwischen der Ruhe und der Gefahr, der Huck und Jin auf ihrer Reise begegnen, geboten. Ein eigenständiger Blick auf den Comic lohnt sich allemal, auch wenn man das Original nicht kennt: Bildgewaltig und authentisch zeigt es die Gefahren, denen man begegnet, wenn man nach Freiheit sucht.
Personen: Vieweg, Olivia
Viewe
Vieweg, Olivia:
Huck Finn : Graphic Novel nach dem Roman "Huckleberry Finn" von Mark Twain ; Graphic Novel / Olivia Vieweg. [Hrsg. von Andreas Platthaus]. - Orig.-Ausg., 1. Aufl. - Berlin : Suhrkamp, 2013. - 141 S. : zahlr. Ill.
ISBN 978-3-518-46429-8 : ca. EUR 19,99
Romane und Erzählungen für Jugendliche ab 12 Jahre - Buch