Eine Künstlerfamilien-Story aus Hitler-Deutschland und der Nachkriegszeit, zugleich ein Stück bayerischer Theatergeschichte.
In Corona-Zeiten sind Romane wie dieser, der die Kraft der Kunst, hier: des Theaters, feiert, wichtiger denn je. Puppentheater sei "noch mehr Theater als Menschentheater". Davon war der Augsburger Schauspieler Walter Oehmichen überzeugt. Für Kriegskameraden hatte er ein Marionettentheater, den klapperigen Tod im Lazarett, geschaffen. Mit Frau und Töchtern, vor allem mit der spiel-begeisterten und künstlerisch geschickten Hatü, spielte er bis zur Augsburger Bombennacht 1944 öffentlich. Eine die ruinöse Zeit verkörpernde Holzkiste der Deutschen Reichsbahn ("in sie sperren wir alles ein, was war ...") stand am Start. Wie alles begann, war und weiterging, wie sich aus dem "Puppenschrein" die "Augsburger Puppenkiste" schälte - davon erzählt, poetisch und mit einem Mix aus Fakten und Fiktionen, der Autor zweigleisig: in Blaudruck die spannende, auch rührselige Geschichte der heute weltweit, besonders ab 1961 mit "Jim Knopf" übers Fernsehen bekannt gewordenen Kultur-Institution, in Rotdruck eine atmosphärisch dichte Begegnung eines 12-jährigen Mädchens mit Hatü im Dunkel des Augsburger Theaterchens. - Breit empfohlen.
Personen: Hettche, Thomas
SL
Hettche, Thomas:
Herzfaden : Roman der Augsburger Puppenkiste / Thomas Hettche ; mit siebenundzwanzig Zeichnungen von Matthias Beckmann. - 1. Auflage. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2020. - 279 Seiten
EAN 9783462052565 fest geb. : EUR 24.00
SL - Schöne Literatur