Bodo Kirchhoff kennt das Land, wo die Zitronen blühen: ein neuer Italienroman mit einem Paar, das sich nicht liebt.
Bodo Kirchhoff vereint einen rustikalen Erzählstil mit recht bodenständiger Fabulierlust. Diesmal schickt er seinen Helden, einen nicht mehr ganz jungen Verleger namens Reither, in den Süden. Das geht aber nicht von alleine. Eine ebenfalls nicht mehr so junge Hutmacherin schafft es bei einem Blitzbesuch, den Verleger aus seiner Klause zu lotsen. Nach Sizilien! Auf der Autofahrt widerfahren den beiden seltsame Ereignisse. In Catania taucht ein Mädchen auf, verwildert, sprachlos, "verschlagen"; es begleitet sie. Am Ziel nimmt Reither eine nigerianische Flüchtlingsfamilie mit auf die Rückfahrt, seine Begleiterin fährt alleine zurück. Keine Liebesgeschichte also, obwohl es eine Liebesnacht gibt, auch keine italienische Bildungsnovelle, obwohl Goethes Mignon herüberwinkt - vielmehr ein durchaus charmantes Kunststück über Selbsterkenntnis und Selbstbescheidung. Kommt Bodo Kirchhoff in seine melancholische Erzählphase? Die Widerfahrnisse in der Liebe der Menschen: die Novelle haucht dem fast ausgestorbenen Wort Leben ein. Lesenswert.
Personen: Kirchhoff, Bodo
SL
Kirch
Kirchhoff, Bodo:
Widerfahrnis : Deutscher Buchpreis 2016 / Bodo Kirchhoff. - Frankfurt am Main : Frankfurter Verl.-Anst., 2016. - 223 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-627-00228-2 fest geb. : 21,00 €
SL - Schöne Literatur