Den verantwortungslosen Umgang mit der Ressource Wasser spiegelt dieser Roman auf zwei Zeitebenen. (DR) Signe lebt 2017 in einem Bergdorf am Ende eines tiefen norwegischen Fjordes. Vom nahen Gletscher wird ein kräftiger Fluss gespeist, in dem es mannigfaltiges Leben gibt. Signes Vater ist Schriftsteller und Naturschützer, ihre Mutter führt im Ort das einzige Hotel und ist am Ausbau der Stromversorgung interessiert. Dazu muss unterhalb des Gletschers ein Damm gebaut werden, von dem aus der Fluss in Rohren zum Kraftwerk im Tal geleitet wird - mit der Folge, dass alles Leben in ihm stirbt. Durch diesen Konflikt zerbricht nicht nur die Ehe von Signes Eltern, auch ihr Alltag wird grundlegend beeinflusst. Denn ihre große Liebe Magnus teilt Signes radikalen Naturschutz nicht, sondern wendet sich dem Wohlstand durch Energiegewinnung zu, worauf sie ihn verlässt und jahrelang mit ihrem Segelboot von einer Greenpeace-Aktion zur nächsten pendelt. Nach Jahren kehrt sie in den Fjord zurück, um eine letzte Aktion durchzuführen: Sie hat erfahren, dass vom schwindenden Gletscher Eis abgebaut und ins Tal verfrachtet wird, wo sich die Menschen dann reinstes Gletschereis in ihren Drink kippen können. So ein Snobismus muss verhindert werden. Signe steigt in der Nacht auf den Lastkahn und entleert so viele Eisbehälter wie möglich. Die letzten 12 nimmt sie mit an Bord ihres Seglers und macht sich voll Zorn auf den langen Weg nach Südfrankreich, wo Magnus inzwischen wohnt. Sie will ihm das Eis vor die Füße werfen, er hat diesen Wahnsinn schließlich gutgeheißen. Die zweite Zeitebene spielt im Jahre 2041 in Südfrankreich. Es herrscht eine jahrelange Dürre, fast alle Menschen sind auf der Flucht, sie werden in großen Camps untergebracht und von Hilfsorganisationen notdürftig versorgt. In so einem Camp ist David mit seiner Tochter Lou gelandet, seine Frau mit dem Baby hat er unterwegs aus den Augen verloren. Um nicht dem Lagerkoller zu verfallen, unternehmen er und Lou Spaziergänge und finden in den verlassenen Gehöften Brauchbares oder Surreales wie z.B. ein Segelboot. Jeden Tag kommen sie zum Boot, dort ist es kühler und vor allem gibt es etwas zu tun. David entdeckt in der Nähe einen längst ausgetrockneten Kanal und setzt sich in den Kopf, das Segelboot dorthin zu schaffen, denn wenn es wieder regnen würde, wäre das ihr Fluchtweg ins Meer. Und zufällig findet Lou in ihrer aussichtslosen Lage einen wunderbaren Schatz… Die Autorin führt drastisch vor Augen, welche Folgen unser Handeln für Klima und Natur haben kann. Dieser Roman ist das zweite Buch nach "Die Geschichte der Bienen", das sich mit den drängendsten Fragen unserer Zeit befasst. Sehr empfehlenswert.
Personen: Lunde, Maja Allenstein, Ursel
Lunde
Lunde, Maja:
¬Die¬ Geschichte des Wassers : Roman / Maja Lunde. Aus dem Norweg. von Ursel Allenstein. - München : btb, 2018. - 479 S.
ISBN 978-3-442-75774-9 fest geb. : ca. € 20,60
Schöne Literatur - Buch