Ein Brief eines irakischen Emigranten gelangt auf Umwegen aus dem Exil im libyschen Bengasi nach Bagdad. Oktober 1999, im Irak herrscht Saddam Hussein und das nach dem Golfkrieg verhängte Handelsembargo treibt die irakische Bevölkerung immer tiefer in die Armut. Der Iraker Salim schlägt sich in Bengasi als Bauarbeiter durchs Leben. Als Student war er in Bagdad von der Geheimpolizei verhaftet worden. Den Namen seiner Freundin Samia hat er auch unter Folter nicht verraten, um sie nicht in Lebensgefahr zu bringen. Sein Onkel verhalf ihm schließlich zur Flucht. Jetzt lebt er schon über zwei Jahre im Exil in Libyen. Eine Kontaktaufnahme mit Samia hat er bisher nicht probiert. Als er von einem die ganze arabische Welt überspannenden Netzwerk von illegalen Briefboten erfährt, versucht er, Samia endlich ein Lebenszeichen zukommen zu lassen. Der Brief geht dabei durch die Hände mehrerer Personen, die jeweils ihre eigene Lebensgeschichte erzählen: zuerst der libysche Taxifahrer, der von Bengasi nach Kairo fährt. Dann der ägyptische Reisebüroleiter, der die Briefe einem Bus nach Amman mitgibt, von wo sie ein jordanischer Lastwagenfahrer nach Bagdad bringt. Dort erzählen schließlich ein Mitarbeiter der irakischen Zensurbehörde, ein Saddam Hussein nahestehender Oberst und dessen Ehefrau ihre Geschichten. - Der dritte Roman des irakischen Dissidenten liefert ein atmosphärisch dichtes Porträt des Alltagslebens der neunziger Jahre in vier arabischen Ländern unter den Diktatoren Gaddafi, Mubarak, Saddam Hussein und König Abdullah II. Der Autor berichtet mit großem Einfühlungsvermögen von den schwierigen Orientierungsversuchen der unterdrückten Menschen in der arabischen Welt. Ein meisterhaftes Buch - spannend, einfühlsam, traurig und doch nicht ohne Humor und den Glauben an das Gute. Sehr empfehlenswert.
Personen: Khider, Abbas
SL Khider
Khider, Abbas:
Brief in die Auberginenrepublik : Roman / Abbas Khider. - München : blanvalet, 2015. - 155 S.
ISBN 978-3-442-74889-1 kt. : 8,99 EUR
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