Plötzlicher Herzstillstand. Tot. 44 Jahre alt. Was sich auf dem Totenschein in Worte fassen lässt, bleibt für Angehörige doch unbegreiflich. Ich-Erzähler Ben (14) erlebt eben diesen Alptraum. Seine Mutter stirbt an einem "strahlendem Oktobertag" an Herzversagen und er erzählt, "wie man damit klarkommt. Oder wie man eben nicht damit klarkommt." Sein Vater verfällt in tiefe Trauer, die ihn unfähig macht, sich um Ben und seinen kleinen Bruder Krümel zu kümmern. Krümel trauert, indem er immer wieder verschwindet und Orte aufsucht, die ihn mit der Mutter verbinden. Und Ben registriert vor allen Dingen die Absurditäten, denen er in dieser Situation ausgesetzt ist. Ob das die automatische Weckmelodie seiner Mutter ist, die durch die Wohnung hallt, ein unsensibler Kriminalbeamter, der durch emotionsloses Verhalten auffällt oder Trauerkarten, die im Kaufhaus neben den Karten für Hochzeit, Weihnachten und Party zu finden sind. Es sind diese kleinen Momente, die Stefanie Höflers Stil auszeichnen. Klug konstruiert sie ihre Erzählung auf verschiedenen Zeitebenen und wechselt von davor, danach und den unmittelbaren, konkreten Tagen nach dem Tod der Mutter hin und her. Bens Leben endet eben gerade nicht. Hoffnungsvoll, verstörend und doch ganz zart deutet sich für ihn eine erste Liebe an. Und von unschätzbarem Wert ist sowieso ein echter, gleichaltriger Freund.
Rezension Autor*in (bv.):Anna Winkler-Benders
Freigegeben ab 12 Jahren.
Personen: Höfler, Stefanie
KJ Höf
Höfler, Stefanie:
¬Der¬ große schwarze Vogel : Roman / Stefanie Höfler. - Weinheim : Julius Beltz GmbH & Co. KG, 2018. - 181 S.
ISBN 978-3-407-75433-2 geb.: 13,95 EUR
KJ - Kinder und Jugend