„Freitag, der 24. August Treppenabsätze Der Sommer ist dafür gemacht, / die Zeit auf Treppenstufen zu verbringen. / Seit die letzte Woche vor der Schule angebrochen ist, / öffnet Harlem dem September seine Augen.“ Mit ihrer strenggläubigen Mutter, die den Rest ihrer dominikanischstämmigen Familie dominiert, lebt Xiomara in Harlem, New York. Zu Hause ist das 15-jährige Mädchen weitgehend still. Ihre einzigen Vertrauten sind ihr Zwillingsbruder, ihre Freundin – und vor allem ihr Notizheft. Dort schreibt sie hinein, was sie nicht zu sagen wagt. Als Tagebuch in Versform erzählt die amerikanische Poetry-Slammerin Elisabeth Acevedo in ihrem Romandebüt von Xiomaras Weg, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. „Ich bin unversteckbar. Bin größer noch als mein Vater. Wie Mutter immer sagt: 'Ein bisschen zu viel Körper für ein so junges Mädchen!' (…) Ich zwang meine Haut, so dick zu werden wie ich selbst.“ Xio ist nicht zu übersehen – und hat auch darum gelernt, sich mit allen Mitteln zu verteidigen. Ist um keine Widerworte verlegen, wenn es darum geht, sich selbst, ihren Bruder oder ihre Freundin in Schutz zu nehmen. Den Kampf gegen die Erwartungen der Mutter aber trägt sie im Stillen aus – in ihrem Tagebuch. In ihren Texten schreibt sie gegen Unterdrückung an, lässt Sehnsüchte zu und hinterfragt die Gottgefälligkeit und den Glauben ihrer Mutter. Die Auseinandersetzungen mit der Veränderung ihres Körpers und die Gefühle für ihren Schulkollegen Aman, die sich immer deutlicher entwickeln, verarbeitet sie in ihren Gedichten. Aber langsam verändert sich auch ihr Tun: Auf die nachdrückliche Auforderung ihrer Lehrerin hin tritt sie dem Slam-Poetry-Club der Schule bei. Sie schwänzt die Bibelstunde, trifft sich heimlich mit Aman und steht schließlich sogar als Poet X auf der Bühne. Am Ende gelingt es Xio, nicht nur in ihren Texten für sich einzustehen, sondern sich auch von den Regeln und Erwartungen ihrer gläubigen Mutter zu befreien. Elizabeth Acevedos Gedichte sind – in Melodie und Rhythmus dem Rap nahe – fast hörbar. Sie sind ehrlich und wortgewaltig und spiegeln im Wortgebrauch und in der Form Texte aus der Bibel. Sie setzen sich einfühlsam mit Glauben, Liebe, Familie und Sexualität auseinander. Sie bleiben in Erinnerung.

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Personen: Acevedo, Elizabeth Wahl, Leticia