Dass Bücher und deren Genuss süchtig machen können und die Liebe zum Buch nicht immer ungefährlich ist, wissen junge und alte Leseratten nicht erst seit Emily Gravetts grandios metafiktionalem „Achtung Wolf!“, Oliver Jeffers’ köstlichem „Der unglaubliche Bücherfresser“, oder Franziska Biermanns herrlich schrägem „Herr Fuchs mag Bücher“. Nun reiht sich mit dem Hasen Henri ein neuer Bibliomane in die mitunter illustre Reihe der Book-Addicts ein. In lebendigen Mischtechnik-Bildern, mit zahlreichen Anspielungen auf andere Bücher und Anleihen bei anderen Geschichten, erzählt Emily MacKenzie ihre Version eines straffällig gewordenen Buchliebhabers. Beschaffungskriminalität in Form von Bücherklau ist, so scheint es, ein nicht zu unterschätzendes Problem unter Buchliebhabern. So weiß auch Henri, der sich nur für Bücher interessiert, bald keinen anderen Ausweg mehr, als nachts in fremde Häuser und Wohnungen einzusteigen und dort frischen Lesestoff aus den Regalen zu stibitzen. Dumm nur, dass er auf einem seiner Raubzüge auf frischer Tat ertappt wird: Artur, ein ebenso buchvernarrter Junge, bemerkt den dreisten Bücherklau und wendet sich an die Polizei. Und obwohl es zunächst danach aussieht, als wären die Polizisten keine Gefahr für Henri – wer glaubt schon einem Jungen, der von einem bücherklauenden Hasen erzählt? –, kommt es zur Verhaftung. Und dank einer clever arrangierten Gegenüberstellung zur raschen Identifizierung des Täters. Glücklicherweise hat Artur Mitleid mit dem Hasen und gleich auch noch die Lösung für Henris Problem: Er zeigt dem Hasen die Bibliothek. Auch wenn Henris Abenteuer vertraut und dadurch vielleicht an der ein oder anderen Stelle etwas langatmig wirkt, sorgen MacKenzies Bildideen und die ansprechende typografische Gestaltung des Bilderbuchs für frischen und unterhaltsamen Lesestoff.
Personen: MacKenzie, Emily
KK MacK
MacKenzie, Emily:
Gesucht! Henri, der Bücherdieb. - Köln : Lingen, 2016. - [16] Bl. : überw. Ill.
ISBN 978-3-945136-53-9 fest geb. : ca. Eur 13,40
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