n immer kleineren Sprüngen schildert die Autorin die langjährigen Auseinandersetzungen der Familie Brugger auf der Hofmühle und der Großbauernfamilie in der Nachbarschaft, beginnend etwa zum Regierungsantritt Kaiser Franz Josephs bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Sie ordnet dabei die Agierenden zu Paaren, deren Namen die Kapitelüberschriften bilden. Nichteheliche Kinder, schlechte Behandlung von Dienstboten und abhängigen Verwandten und immer wieder in die Ferne aufbrechende Familienmitglieder, die der erdrückenden Enge des abgelegenen Waldviertels im rückständigen Oberösterreich entgehen wollen, bestimmen die Darstellung. Die wirtschaftliche Situation ändert sich. Albert Brugger beginnt um die Jahrhundertwende ein Ladengeschäft, sein Sohn Eugen wandert in die USA aus; der zweite Sohn Carl wird zum Kriegsdienst eingezogen. Er leidet zusätzlich zu Kälte und Witterung in den Südalpen unter einem Vorgesetzten. Bei einer Explosion ergreift er die Gelegenheit zu desertieren. Er versteckt sich auf dem elterlichen Anwesen, gilt offiziell aber als tot. Eugen kehrt nach Kriegsende in die Heimat zurück; so ergibt sich die Chance, dass die Brüder ihre Identitäten tauschen. - Die lange Vorgeschichte der zwei Brüder steuert keineswegs direkt auf die Konfliktsituation zu; sie erklärt auch nicht, weshalb sich Carl beim Militär so unwohl fühlt. Aber durch sie wird das Herkommen und das Eingebundensein ins dörfliche Leben über mehrere Generationen deutlich. Die Menschen sind überwiegend als politikfern und eher religiös verankert geschildert. Auf seine Art ist das Buch ein Zeitzeugnis, auch wie fern der Auslöser des Weltkriegs den Menschen in der Provinz erscheinen musste. (Borro)
Medium erhältlich in:
5 Katholische öffentliche Bücherei St. Marien,
Korschenbroich
Personen: Taschler, Judith W.
Taschler, Judith W. [Verfasser]:
Über Carl reden wir morgen: Roman
Wien: Zsolnay, Paul. 2022
Schöne Literatur - Signatur: Tasch - Buch