Schreiben als Trauerarbeit. (DR) "Der Verlust eines Menschen, eines HAND- und HERZGEFÄHRTEN ist etwas ganz und gar Erschütterndes", sagt Friederike Mayröcker in ihrem Hörspiel "will nicht mehr weiden", ihrem Requiem für Ernst Jandl (BR/ORF 2001). Es ist Ausdruck des Schmerzes und stellt den Versuch dar, ohne die Anwesenheit des geliebten Menschen die eigene Schreibarbeit fortzusetzen. Schreiben kann hier als Trauerarbeit definiert werden. Tom Malmquist agiert in gleicher Manier wie Mayröcker, schreibt nach dem Verlust der Lebensgefährtin seine autobiografischen Erfahrungen ungeschönt auf, zieht die LeserInnen in einen Sog, dem sie nicht entkommen können. Von der ersten Seite an befinden wir uns im Krankenhaus, Abläufe und Komplikationen werden detailliert geschildert. Livia, die per Kaiserschnitt geborene Tochter, wacht im Brutkasten. Tom pendelt zwischen Windeln wechseln und dem Besuch der kranken Kindesmutter im Untergeschoss des Krankenhauses. Der Schwede Tom Malmquist, geboren 1978, ist Dichter, Musiker und Songwriter. Seine Gedichtbände wurden von der Kritik gefeiert. "In jedem Augenblick unseres Lebens" ist sein Debütroman und gleichzeitig ein Schreibprojekt gegen Leere und Verlust. Seine Lektüre erfordert starke Nerven!
Personen: Malmquist, Tom
Malmq
Malmquist, Tom:
In jedem Augenblick unseres Lebens : Roman / Tom Malmquist. Aus dem Schwed. von Gisela Kosubek. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2017. - 300 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-608-98312-8 fest geb. : EUR 20.00
Schöne Literatur - Buch