Ein Brief aus Israel ist Anlass für eine junge Frau, sich auf die Suche nach der Geschichte der eigenen Familie und einer verschwundenen Kunstsammlung zu machen.
Rezension
Als Hannah ihre Großmutter im Seniorenstift besucht, fällt ihr Blick auf einen Brief einer israelischen Anwaltskanzlei. Hannahs Großmutter Evelyn soll Erbin einer Kunsthändlerfamilie sein, die in den 1920er und 1930er Jahren in Berlin eine wichtige Galerie geführt hat. Hannah weiß nichts von dieser Familiengeschichte und Evelyn gibt sich zugeknöpft. Parallel zu den Vorbereitungen ihrer Dissertation macht sich Hannah daran, die Geschichte ihrer Familie zu ergründen. Warum soll ihre Großmutter und damit auch sie selbst Erbin einer jüdischen Familie sein, sie sind doch keine Juden? Was gehörte damals zur Sammlung der Familie? Hannah begegnet Menschen, die ihr helfen wollen, und trifft auf enthusiastische Philosemiten, die keine Juden kennen, sich aber für alles Jüdische begeistern. Vor allem entdeckt Hannah die eigene Geschichte. Evelyn wurde schon in jungen Jahren von ihrer Mutter getrennt und wuchs bei Verwandten auf dem Land auf. Es stellt sich die Frage, ob auch sie Schuld auf sich geladen hat. Haben sich schon die schuldig gemacht, die nichts gesagt haben, obwohl sie Unrecht erlebt haben? Der Roman ist auch die Geschichte von vier Frauen: Eben Evelyn und Hannah, aber auch Evelyns Mutter Senta und Hannahs Mutter Silvia. Unterhaltung mit Niveau: persönliches Schicksal, die Tragödien des 20. Jh. und die Suche nach den eigenen Wurzeln treffen aufeinander. Sehr zu empfehlen.
Personen: Schröder, Alena
Schröder, Alena [Verfasser]:
Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid : Roman / Alena Schröder. - Originalausgabe; 13. Auflage. - München : dtv, 2021. - 366 Seiten ; 21 cm
ISBN 978-3-423-28273-4 Festeinband : 22,00 EUR
Schöne Literatur - Signatur: Schrö - Buch