Beeindruckendes Porträt einer von Schicksalsschlägen gebeutelten Familie im ländlichen Flandern Ende des 19. Jh. Die Frankfurter Buchmesse mit ihren diesjährigen Gastländern Niederlande und Flandern machte wohl die Übersetzung dieses beeindruckenden Debütromans des flämischen Autors möglich, der in Flandern mehrfach ausgezeichnet wurde. Gegen Ende des 19. Jh. kann die junge Elisabeth, Tochter des Schmieds, nicht der Enge ihres Dorfes Woesten entkommen. Ihr Bildungshunger wird durch den zugezogenen Deutschen Funke gestillt, der ihr Bücher ausleiht; schließlich heiratet sie Guillaume Duponselle, der gerade sein Arztstudium beendet hat und sich als Hausarzt in Woesten niederlässt. Doch die Ehe kriselt, als Zwillinge zur Welt kommen und der jüngere ein stark deformiertes Gesicht hat. Der Vater akzeptiert nur den älteren, Valentijn, den jüngeren lehnt er ab, er bleibt auf immer "Namenlos". Guillaume, der seit dem Unfalltod seines Vaters psychische Probleme hat, verfällt dem Alkohol und Elisabeth kann "Namenlos" nicht vor Missbrauch bewahren. Dann wird sie unter ungeklärten Umständen ermordet und der Erste Weltkrieg bricht aus. - Die verschiedenen Erzählperspektiven des Romans - jedes Familienmitglied erzählt aus seiner Sicht - bauen eine mitreißende Spannung auf, weil der Leser so erst nach und nach erfährt, was eigentlich passiert ist. Dieser Roman, gleichzeitig eine Familiensaga und ein Epochendrama, ein Krimi und ein psychologisches Porträt, ist unbedingt lesenswert! (Übers.: Waltraud Hüsmert)
Personen: Steenberge, Kris van
Steenberge, Kris ¬van¬:
Verlangen : Roman / Kris van Steenberge. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2016. - 438 S. ; 21 cm. - Aus dem Niederländ. übers.
ISBN 978-3-608-98034-9 fest geb. : 24,95
Schöne Literatur - Signatur: Steen - Schöne Literatur