Bach, Tamara
Vierzehn
Buch

“I found me a hopeless case / and resolve to love.” Tamara Bach stellt ihrem Roman ein Zitat aus einem Song von San Fermin leitmotivisch voran. Der Widerspruch, mit dem „Sonsick“ einsetzt, bestimmt auch die Protagonistin, deren „summer kind of sickness“ sich im Neubeginn fortschreibt: Erzählt wird von einem ersten Schultag, in dem sich ein jugendliches Leben verdichtet, das in der titelgebenden Altersangabe seine Codierung erfährt. Erzählt wird dabei nicht nur entlang zeichenhafter Kontrastierungen, sondern auch von einem Ich, das Distanz zu sich selbst herstellt und in einer Art minimalisiertem Bewusstseinsstrom die Form des Du nutzt: „Du schläfst. Du träumst. […] Du machst die Augen auf und merkst irgendwann, dass du die Luft anhältst.“ Eine Außenbeobachtung von Innen also – und damit erneut ein Widerspruch. In sprachlich präzise gesetzten, kleinen Schritten wird Luft in diesen Tag gelassen, wird das Du mit Leben gefüllt und kontextualisiert: Wegen einer schweren Krankheit hat Beh (von deren eigentlichem Namen nur zu erfahren ist, dass er schrecklich sei) das Ende des vorangegangenen Schuljahres verpasst, auch die Klassenfahrt nach Polen. Wieder gesund, ist sie während der Sommerferien dennoch seltsam beziehungslos zu den Freundinnen zurückgeblieben. Die entstandenen Leerstellen lassen sich nicht so leicht füllen und Beh ist hineingestellt in die Gleichzeitigkeit äußerer Routine und innerer Verlorenheit. Aber auch in die Gleichzeitigkeit der äußeren Trägheit eines Schultages und der inneren Wachheit, mit der sie auf die Aufgabenstellungen der Lehrer_innen reagiert. Jeder in den Blick genommene Moment weist über sich hinaus und führt dennoch zum spezifischen Gefühl zurück, das im Moment selbst wichtig ist. Verlust und Neubeginn treten dabei in einen motivischen Diskurs, der nach der Schule fortgesetzt wird: Spontan entschließt Beh sich, ihren Vater zu besuchen und sieht sich plötzlich einem frisch renovierten Zimmer gegenüber, in dem Kisten stehen, die der Vater nicht in jener Wohnung gepackt hat, aus der er ausgezogen ist. Ein neues Kinderzimmer – ein Kinderzimmer, das für eine andere Familie vorbereitet wird. “Maybe we can find a decent place / When I’m old enough.” Beh steht an der Schwelle zu diesem Erwachsenwerden; sie verliert Zugehörigkeiten und bleibt dennoch nicht verloren zurück. Denn von Beginn an ist dem konzisen, mit reichlich Unterschwelligkeiten angereichertem Blick auf das Hier und Jetzt von Beh die Idee eines neuen, aufregenden Wir eingeschrieben – eines Wir, das außerhalb von Familie und Schule liegt und das nach Vanilleeis schmeckt.


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Personen: Bach, Tamara

Schlagwörter: Klasse-9

Bach

Bach, Tamara:
Vierzehn / Tamara Bach. - Hamburg : Carlsen, 2016. - 106 S.
ISBN 978-3-551-58359-8 fest geb. : EUR 14,40

Zugangsnummer: 2017/0336 - Barcode: 2-6165797-5-00021358-5
Jugendbücher (bis 12 Jahre) - Buch