Annotation: Lesenswerter Versuch, das klassische Lustspiel von Heinrich von Kleist Jugendlichen näher zu bringen. Rezension: Man findet nicht leicht einen Autor, der es wie Heinrich von Kleist versteht, in seinen Novellen die unübersichtlichen Unwägbarkeiten des Lebens sprachlich in dementsprechend komplexen Sätzen zu erfassen. Um diesen Autor und seine weit über das Pidgin hinausreichende Sprache in einer Zeit, in der die Erörterung von Literatur immer mehr aus den Deutsch-Lehrplänen verschwindet, doch Jugendlichen nahezubringen, sind verschiedene Ansätze denkbar. Der Kindermann-Verlag bringt schon länger in seinem Programm "Weltliteratur für Kinder" in großformatigen bilderbuchartigen Bänden Nacherzählungen wichtiger Schöpfungen eines klassischen Literaturkanons. Mit dem vorliegenden Band - anlässlich von Kleists 200. Todestag (Arena legt dazu übrigens von Andreas Venzke eine Biografie auf) - wagt sich Barbara Kindermann zwar nicht an diese Prosawerke heran, sondern sie wählt ein Drama, das außerdem eines der ganz wenigen deutschen Lustspiele ist und - schon mit den Namen der ProtagonistInnen - wesentliche existentielle Fragestellungen von zeitloser Aktualität veranschaulicht. Zudem erleichtern die Illustrationen von Willi Glasauer den Rezeptionszugang. Ferner könnte die juristisch-detektivische Komponente (prinzipiell die Säkularisierung der Rolle eines göttlichen Weltenregisseurs, der die gestörte Ordnung wieder richtet) einen Leseanreiz darstellen und zur persönlichen "self-reliance" der jugendlichen Lesenden anregen. Ich könnte mir vorstellen, dass literarisch aufgeschlossene Jugendliche sich für eine solche auch etwas sperrigere, aber letztlich sehr lohnende Lektüre motivieren lassen und die Bebilderung des Werkes aufgrund ihrer Medienkonsumgewohnheiten für sie durchaus eine gewisse Selbstverständlichkeit darstellt. (Das zeigt sich auch bei klassischen Stoffen in anderer / populärerer medialer Aufbereitung.) Gerade junge Menschen aus einem Milieu mit kultiviert-traditionellerer Bildungsausrichtung können daran besonders Gefallen finden. Erleichtert wäre zweifellos die Rezeption solcher Werke durch die Gewöhnung Jugendlicher, tiefergründige Aspekte von Bilderbüchern zu reflektieren.
Personen: Kleist, Heinrich von Glasauer, Willi Kindermann, Barbara
Lesung zerbr
¬Der¬ zerbrochene Krug / nach Heinrich von Kleist. Neu erzählt von Barbara Kindermann. Mit Bildern von Willi Glasauer. - Berlin : Kindermann, 2011. - [16] Bl. : zahlr. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-934029-46-0 fest geb. : ca. Eur 16,00
Lesung - Buch