Nusret lebt bei seinen Großeltern im Kosovo. Wie viele andere haben seine Eltern das durch den Krieg völlig zerstörte Dorf verlassen. „Das ganze Dorf war leer, alle Leute waren fortgegangen.“ Nusrets Eltern und Geschwister leben nun in Deutschland. Nusret wird ihnen bald folgen. Er soll in Deutschland zur Schule gehen, lesen und schreiben lernen. Omi und Opi können weder das eine noch das andere. Wenn Post aus Deutschland kommt, kocht Omi Kaffee und der Briefträger liest ihnen den Brief vor. Als Nusret nach Deutschland aufbricht, nimmt er seine geliebte Kuh mit. „(…) damit ich wenigstens etwas von zu Hause bei mir habe.“ Es ist eine lange Reise, aber Nusret fühlt sich in Deutschland rasch zuhause. „Ich habe hier viele Freunde, mit denen spreche ich deutsch. Wir spielen Fußball oder Fangen oder Versteck. Oder wir erzählen Witze“, schreibt er Omi und Opi. Der Kuh, die nun wie Nusret lesen und schreiben kann, geht es nicht gut. Sie sehnt sich nach ihrem Stall, der Wiese hinter der Küche und den Hühnern, die ihr auf die Nerven gehen, „das ist herrlich schön. (…) Wenn Ferien sind, dann kommen wir wieder, Nusret und ich.“ Es sind eindringliche Bilder, die der gebürtige Iraner Mehrdad Zaeri-Esfahani und Uli Krappen auf eigenwillige Weise geschaffen und der berührenden Geschichte von Anja Tuckermann zur Seite gestellt haben. Seit mehr als zehn Jahren kennen und schätzen die beiden Künstler einander, haben schon oft miteinander gearbeitet. Für „Nusret und die Kuh“ durfte jeder nur jeweils zwei Minuten an einem Bild arbeiten, dann war der andere an der Reihe. Das Ergebnis sind intensive, dynamische Bilder mit sich überlagernden, satten Farbschichten, auf denen die zuweilen fast märchenhaften Motive dann mal in leuchtenden Farben, mal in Kollagentechnik oder auch nur mit Bleistift oder Tusche herausgearbeitet wurden. So enstand ein beeindruckendes Bilderbuch, das nicht nur vom Abschiednehmen und neu Ankommen erzählt, sondern auch davon, dass auch Sehnsucht haben Teil des Lebens ist. Am Ende sitzen Omi und Opi an ihrem Brunnen und trinken Tee. Die Kuh schreibt Nusret und liest den Großeltern dann alle alten Briefe vor. „ ‚O wie gut, dass du lesen und schreiben gelernt hast‘, sagen meine Großeltern zur Kuh. ‚Muh‘, sagt die Kuh. Alle sind zufrieden und alle haben Sehnsucht.“

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Personen: Zaeri, Mehrdad Tuckermann, Anja Krappen, Uli

Schlagwörter: Schulkinder (6+)