Sabber Schlabber Kussi Bussi
Bilderbuch

In die Kategorie „Was es nicht alles gibt“, fällt sicherlich auch jene Studie, die die österreichische Kulturszene am Bussi-Bussi-Verhalten soziologisch analysierte. Ob eine erforschte Gruppe dabei den Status von „Sabber-Schlabber-Kussi-Bussi“ erreichte, ist allerdings nicht bekannt und in der (Post-)Corona-Ära wäre das ohnehin nicht ratsam. Bussi-Distancing ist auch im erweiterten Familienkreis ratsam, was die Protagonistin dieses dick kartonierten und schwer paginierten Bilderbuches sicherlich freuen wird. Denn obwohl es Emma liebt, „wenn wir kuscheln!“ und Papa dabei „wie ein Grizzlybär“ nach Honig duftet und Mama einem Luchs gleich nach Schnee schmeckt, gibt es Menschen im Leben, denen man in dieser Form nicht dermaßen nahekommen möchte: „Oma Lotti ist wie ’ne Fledermaus. Sie umschließt mich mit faltigen Armen und sie riecht nach Motten...“ schildert das Mädchen in an Denkblasen erinnernden Textbausteinen, die vom vielen Kindern leider nur zu gut bekannten Bussi-Diktat berichten. Auf je zwei Doppelseiten wird ein_e Verwandte_r in Sachen Küsschen-Verteilen spezifisch charakterisiert, um zuerst die sich anbahnende, unangenehme Situation einzufangen, bevor das Grauen in einem unappetitlichen Zoom auf die Spitze getrieben wird. Kasia Fryzas Retro-Ästhetik, die sie mit bunter Flächigkeit ausführt und die mit starken schwarzen Kontrast-Rändern an Keith Haring erinnert, passt perfekt, um die Bussi-Bagage in all ihrer Schrulligkeit einzufangen. In Emmas Vorstellung nehmen die übergriffigen Figuren tierische Formen an und während Tante Kathi mit ihren winzigen Zähnen an ihr zu knabbern beginnt, gleicht Onkel Walter einem Walrossbullen, der nach Muscheln riecht und sich sogar erdreistet, „mich mit riesigen Hauern“ hochzuheben. In diesem albern-komischen, illustratorisch und gestaltungstechnisch fein gemachten Bilderbuch taucht am Ende ein sabbernder und schlabbernder Deus ex Machina auf, der bereits auf dem Cover auszumachen ist. Ein affirmatives Bilderbuch für die Jungen, die nach Strategien suchen, um (noch) nicht in die Bussi-Bussi-Gesellschaft aufgenommen zu werden, und eine witzige Mahnung für die Älteren, die sich beim nächsten Besuch wohl überlegen werden, ob und wie man sich den süßen Bäckchen hilfloser Kinder nähert.

Altersempfehlung: ab 4 Jahren.


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Lehmann, Anita Kuballa-Cottone, Stefanie Fryza, Kasia

Schlagwörter: Tiere Familie Hund Kindergarten wenig Text Erzählung ab 4 J. Emma Verwandtschaft

Kunst Sabbe

Sabber Schlabber Kussi Bussi / Anita Lehmann & Kasia Fryza. [Übers. aus dem Engl.: Stefanie Kuballa-Cottone]. - Basel ; Lausanne : Helvetiq Verl., 2019. - [43] S. : überw. Ill. : Grafiken; Illustrationen; (farbig)
ISBN 978-2-940481-75-0

Zugangsnummer: 2024/0805
Kunst - Bilderbuch