Kontroverser Roman über das Wirken und die Wirkmacht der UNO. (DR) Mira arbeitet bei der UNO. Nachdem sie in New York und Burundi tätig war, verfasst sie nun von Genf aus Berichte über Krisenregionen und Friedensmaßnahmen. Zu Beginn waren die Vereinten Nationen noch ein Traum, den sie im Laufe der Jahre jedoch zu hinterfragen beginnt, gerade nach der Zeit in Burundi, wo sie für die Aufarbeitung des Völkermordes zuständig war. Mira beschreibt detailliert, in welcher Parallelwelt die UNO-Gesandten in Burundi leben. Als Expatriates abgesichert in Schutzzonen, in denen sie ihren westlichen Lebensstil mit all dem Luxus weiterleben. Die Protagonistin empfindet es als zunehmend anmaßend, dass sich westliche "Friedensbotschafter" in Probleme der hier afrikanischen Länder einmischen und diesen ihre Vorstellungen von Demokratie aufdrücken. Dabei entlarvt Mira die tot geschwiegene Schwerfälligkeit der UNO, die im großen Stil Berichte verfasst, den Krieg jedoch nur auf dem Papier erlebt. Bossong etabliert neben dieser beruflichen Auseinandersetzung einen zweiten Plot, der ein kompliziertes Techtelmechtel mit einem alten Bekannten erzählt. Interessant an diesem Roman sind die großen Themen Schuld, Gerechtigkeit und Verantwortung, die die westlichen Nationen sich gegenüber den vermeintlich rückständigen Ländern aufbürden. Der Autorin gelingt es, unsere Überheblichkeit zu dekonstruieren und einen etwas anderen Standpunkt einzunehmen, indem uns die Protagonistin bei ihrer Arbeit über die Schulter blicken lässt. Durchaus empfehlenswertes Buch, das für ein breites Publikum geeignet ist.
Personen: Bossong, Nora
Bosso
Bossong, Nora:
Schutzzone / Nora Bossong. - 1. Auflage. - Berlin : Suhrkamp, 2019. - 332 Seiten
ISBN 978-3-518-42882-5 Festeinband
Schöne Literatur - Buch