Sich hinknien, die Hände falten und sie nach oben richten, die Augen schließen, sich nach Innen wenden und so zu beten, gehört zu den perfekten Körperhaltungen beim persönlichen Gebet und Gottesdienst. Sind liturgische Körperhaltungen nur Dressur oder sind sie ein Angebot, eine besondere Art von Beziehung auszudrücken? Eine Beziehung zu Gott...
Die meisten katholisch getauften Kinder haben heute kaum liturgische Praxis, wenn sie in die Schule kommen. Sie wissen meist nicht so genau, wie sie beten und sich im Gottesdienst verhalten sollen. Körperhaltungen und Rituale bei Gebet und Gottesdienst müssen mit ihnen erst eingeübt werden. Damit daraus aber keine Dressur wird, werden beim Einüben der liturgischen Körperhaltungen entsprechende Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament herangezogen. Sie ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, den Sinn dieser Körperhaltungen in der Begegnung mit Gott bewusst zu machen und nachzuvollziehen. In der Phase der Pubertät lehnen Heranwachsende dann mehrheitlich diese Art von körperlichen Vollzügen meist aber nur vorübergehend als "kindlich" oder auch als "fremdbestimmt" ab.
Im Informationsteil dieses Heft zum liturgischen Lernen machen verschiedene Autorinnen und Autoren Vorschläge für das liturgische Lernen in der Schule bzw. im katholischen ReIigionsunterricht: Prof. Sabine Pemsel-Maier, PH Karlsruhe, zeigt den Zusammenhang von persönlicher Spiritualität der Religionslehrer/innen und ihrer Fähigkeit auf, Schüler/innen beim liturgischen Lernen in Schule und Religionsunterricht anzuleiten und zu begleiten. Prof. Peter Fiedler arbeitet heraus, wie Paulus vor fast 2000 Jahren in den damaligen Hausgemeinden Eucharistie gefeiert hat. Das ist weniger für unsere Schüler/innen als für uns Religionslehrerinnen selber interessant, weil Entwicklungen und Zusammenhänge deutlich erkennbar sind.
Die didaktischen Ausführungen entwickeln aus dem liturgischen Lernen in Familie, Kindergarten, Grundschule und weiterführenden Schulen ein Spiralcurriculum und die "Basics" des liturgischen Lernens, die schon jetzt in den Bildungsplänen für Katholische Religion(slehre) verankert sind und zu den performativen Elementen religiösen Lernens unverzichtbar dazugehören. Es geht nämlich beim kompetenzorientierten RU nicht mehr nur darum, "über" Gebet und Gottesdienst nachzudenken und zu sprechen, sondern Gebet und Gottesdienst selber anfanghaft zu erproben, einzuüben und zu erleben. Das Material für den RU besteht aus einer Einübung liturgischer Haltungen von Laien bei Gebet und Gottesdienst, die in schulartspezifischen Lernanregungen ausgearbeitet vorliegt und im Anschluss an Kirchenerkundungen auch meditativ vollzogen werden kann.
Im Materialteil folgen Dokumentationen mit Anregungen zum selber Nachgestalten: einen spirituellen Ort im Klassenzimmer schaffen und eine Wort-Gottes-Feier in der Religionsgruppe, eine liturgische Kirchenerkundung und eine liturgische Nacht in der Schule planen und gestalten. Dazu gibt es Hinweise auf geeignete Literatur, die Religionslehrerlinnen nicht nur für die Unterrichtsvorbereitung, sondern auch als geistliche Lektüre bei ihren eigenen spirituellen Vollzügen miteinbeziehen können.
Personen: Nörtersheuser, Hans-Walter Schuhmacher, Christian Maas, Michaela Wolf, Michael
Um/Geb/Gru 03
Maas, Michaela:
Liturgisches Lernen in der Schule - Ausgabe 01/2009. - 1. Auflage. - Freiburg : Institut für Religionspädagogik der Erzdiözese Freiburg, 2009. - 106 Seiten : Illustrationen; Farbfotos
kartoniert : 9,00 EUR
Unterrichtsmaterial Gebete Grundschule - Zeitschriftenheft