Humoreske auf den letzten Lebensabschnitt. (DR) Dass sich in Ingrid Nolls Krimis Morde fast wie zufällig und mit zwingender Konsequenz ereignen, ist allen Nollfans bekannt. In "Ladylike" passieren die Morde noch peripherer. Der Tod von Annelieses Mann liegt zum Zeitpunkt der Handlung schon einige Jahre zurück, doch er ist in Anspielungen immer präsent - nach dem Motto: Wer einmal mordet, könnte es auch ein weiteres Mal tun. Und tatsächlich hat sie als Helferin wieder die Finger im Spiel. Aber der Fokus der Geschichte liegt auf einem anderen Thema, dem der spätenLiebe. Lore, durch eine Erbschaft wohlhabend und durch Scheidung ihres Mannes allein stehend geworden, zieht bei Anneliese ein. Mitten in den wunderbaren Sommer mit gutem Essen platzt Ewald, ein Freund aus Tanzschulzeiten. Die beiden Frauen werden, ohne es sich eingestehen zu wollen, zu Rivalinnen, die um die Aufmerksamkeit des alten Mannes buhlen. Doch der scheint ein Geheimnis zu haben, das mit einer Frau zusammenhängt. Viele kleine Nebenschauplätze dienen als Kulissen für die Schrulligkeiten der alten Damen, die man durchaus als liebenswürdig und kultiviert, "ladylike" eben, bezeichnen könnte. Doch sie haben es faustdick hinter den Ohren und spielen ihre eigenen Spielchen. Mit Augenzwinkern deckt Noll deren Blößen auf, ihr backfischhaftes Werben, ihre zickenhaften Attacken, ihre durchtriebenen Machenschaften. Das Ende beschert eine kitschige Happyend-Lösung - spätestens jetzt ist die Humoreske nicht mehr zu überlesen, als die sich der ganze Roman erweist. Ein Beweis dafür, dass auch die Autorin nicht ganz so harmlos ist, wie sie vorgibt zu sein. *bn* Martina Lainer
Personen: Noll, Ingrid
Standort: 115
Noll, Ingrid:
Ladylike : Roman / Ingrid Noll. - Zürich : Diogenes, 2006. - 323 S.
ISBN 978-3-257-06509-1 fest geb. : ca. Eur 20,50
Schöne Literatur - Signatur: Noll - Buch