Beer, Alex
Die rote Frau [Tonträger] ein Fall für August Emmerich
Hörbuch (CD, MC)

Routiniert gekocht, brillant serviert. (TD.D) Unter dem Pseudonym Alex Beer verfasst die Vorarlbergerin Daniela Larcher historische Kriminalromane im Jahresabstand: 2017 erscheint "Der zweite Reiter" als mit Fug und Recht preisgekrönter Erstling einer Serie, die im Nachkriegswien der frühen 1920er Jahre angesiedelt ist. Darin klärt Rayonsinspektor August Emmerich komplexe Kriminalfälle mit nicht immer ganz legalen Methoden auf. So auch im Folgewerk "Die rote Frau". Erneut geht es um ehemalige Angehörige der k. u. k. Armee, um Kriegsgewinnler, Kleinkriminelle, Künstler, die allesamt überzeugend und mit einer gehörigen Portion Humor gezeichnet werden. Weniger plausibel sind dagegen der vom Kapp-Lüttwitz-Putsch von 1913 inspirierte Plot und vor allem das Mordmotiv des zweiten Teils der "Emmerich-Serie", der allerlei küchenlateinischen Nonsens bemüht und schließlich mit einem blutreichen coup de théâtre endet. Das ist schade, zumal die zahlreichen von der Autorin zitierten Wiener Schauplätze und Institutionen wieder auf akribischer Recherche basieren. Derlei Sorgfalt hätte man sich freilich auch in stilistischer Hinsicht gewünscht, um arge Fehlgriffe in der Wortwahl zu vermeiden: "Sexeskapaden" waren um 1920 nachweislich unbekannt, wiewohl sexuelle Eskapaden durchaus geläufig sein mochten; "vergiss es" lieferte noch keinen brauchbaren Ersatz für "lass es gut sein". Für die gedruckte Fassung gibt es also nur eine eingeschränkte Empfehlung. Umso euphorischer sei hingegen die Hörfassung empfohlen, auch wenn diese zumindest an einer Stelle sinnstörend gekürzt wurde. Das ändert nämlich nichts am hinreißenden Vortrag von Cornelius Obonya. Wie schon in "Der zweite Reiter" sprengt der bekannte österreichische Schauspieler in "Die rote Frau" erneut die Grenze zwischen Hörbuch und Hörspiel, indem er jeder der zahlreichen Figuren ihre unverwechselbare und gleichzeitig milieugerechte Stimme verleiht, etwas, was man sonst nur von prominenten angelsächsischen Schauspielern kennt. Obonya macht das derart virtuos, dass man als Hörer_in über das böhmakelnde Faktotum Jeschek lachen muss, während man den Kriegsveteranen Peppi mit halb fehlendem Unterkiefer entsetzt bemitleidet. Beim staublungenkranken Ziegelarbeiter Kofler atmet man vor lauter Empathie mit ein- und aus, vor Emmerichs Zornesausbrüchen duckt man sich. Und wer genau auf die Gestalten aus der besseren Wiener Gesellschaft hört, bemerkt auch dort sprachliche Nuancen aller Art. Was für eine Wunderkammer tönender Sozialkunde!


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Personen: Beer, Alex Obonya, Cornelius Krewer, Harald

DR.D Beer

Beer, Alex:
Die rote Frau [Tonträger] : ein Fall für August Emmerich / Alex Beer. Gespr. von Cornelius Obonya. Regie: Harald Krewer. - Gekürzte Hörfassung. - München : Random House Audio, 2018. - 6 CDs (479 Min.)
ISBN 978-3-8371-4130-6 : ca. € 22,50

Zugangsnummer: 2021/0161 - Barcode: 2-2114815-4-00002491-4
Kriminalromane - Hörbuch (CD, MC)