Bissige Familiensatire, die gegenwärtige Erziehungsmethoden, Schulsysteme und Lebensweisen aufs Korn nimmt. (DR) In ihrem Debütroman schlägt Karin Ernst, vormals Staatsanwältin, von Anfang an einen sehr provokanten, unterhaltsamen Ton an. Am Beispiel einer bis dato erfolgsverwöhnten, finanziell gut situierten Mittelstandsfamilie, die nach Jahren in den USA soeben nach Deutschland zurückgekehrt ist, erzählt die deutsche Autorin über deren überzogene Ängste und Ansprüche. Natürlich halten die ehrgeizigen Eltern Claire und Nick von Koppenstein ihre Kinder für hochbegabt. Dank dieser fatalen Fehleinschätzung gerät die Einschulung des fünfjährigen Raffi zum Spießrutenlauf mit grotesken, sogar tragischen Folgen für die ganze Familie. Bei der pubertierenden, rotzfrechen Tochter Cordelia macht sich ebenfalls ein eklatanter Leistungsabfall bemerkbar, ihre musikalische Virtuosität am Klavier scheint verschwunden und Vater Nick landet sogar hinter Gittern. Bis zum Ende dieser bitterbösen Satire bröckelt die Fassade dieser vermeintlichen Vorzeigefamilie gewaltig und kein Stein bleibt auf dem anderen. Erst auf der letzten Seite können die von Koppensteins und die Leser_in erschöpft aufatmen. Köstliche, leider nur kurze Auftritte hat die befreundete Familie Hullemann als Helikoptereltern par excellence. Ihre Rolle als Gegenstück zu den Koppensteins, den "Überfliegern" mit heftiger Bauchlandung, ist gut gelungen. Auch andere Szenen des Romans haben großen Wiedererkennungswert und sind urkomisch. Mit spitzer Feder lässt sich die Autorin über pädagogische Konzepte und starre Bildungssysteme, fragwürdige Lebensstile und seltsame Erziehungsmethoden in unserer westlichen Gesellschaft aus. Allerdings sind manche Situationen zu übertrieben und konstruiert, um realitätsnah zu wirken. Aber wer weiß, das Leben schreibt oft die schrägsten Geschichten… - Pädagog_innen und Eltern ist diese kurzweilige und anregende Lektüre allemal zu empfehlen!

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Personen: Ernst, Karin