Vom gefährlichen Computerspiel zur allwissenden App: Ursula Poznanski kreiert in ihrem Roman „Erebos“ und der Fortsetzung „Erebos 2“ ein so faszinierendes wie beängstigendes Spiel, das nicht nur im virtuellen Raum wirksam ist, sondern auch in die Realität der ProtagonistInnen eingreift. Im ersten Teil kleidet sie diese Form von künstlicher Intelligenz in ein Computerspiel, in dem die SpielerInnen zuerst harmlose, später lebensgefährliche Aufgaben in ihrem realen Lebensumfeld ausführen müssen, um den nächsten virtuellen Level zu erreichen. Im zweiten Teil ist es eine App am Handy, die sich selbständig installiert und in sämtliche Lebensbereiche der NutzerInnen einmischt. Der Tod der Spielfigur führt nicht zum Exit aus dem Spiel. Also … „Tritt ein. Oder kehr um. Dies ist Erebos.“ In „Erebos 1“ wird in der Londoner Schule des 16-jährigen Nick ein Computerspiel herumgereicht. Jede/r die/der dem Spiel verfällt, verändert sein/ihr Verhalten, zieht sich zurück und redet nur mehr über die eigenen Spielerfolge. Nick ist zuerst skeptisch, lässt sich aber von der verführerischen Echtheit des Spieles überzeugen. Die Handlung des Romans wechselt zwischen der realen und der virtuellen Welt, die im Laufe des Romans kaum mehr voneinander zu unterscheiden sind. Solange ein Spieler die Regeln befolgt, kann ihm nichts passieren. Aber das Spiel verlangt immer mehr von ihm – bis hin zum Mord an einem Lehrer … Knapp zehn Jahre nach „Erebos“ ist Nick 25, Student und Hochzeitsfotograf, als plötzlich das verhasste rote Icon „E“ auf seinem Handydisplay erscheint. Erfüllt Nick die gestellten Aufgaben des Spiels nicht, wird er durch Sanktionen seiner technischen Geräte zum Weiterspielen und wieder zu Aufgaben in der realen Welt gezwungen. Wie schon in Teil 1 kommt es zum Zusammenschluss von Erebos-Gegnern, die diesmal mit Briefen kommunizieren. Im Mittelpunkt steht der 16-jährige Derek, er wird hier im Teil 2 an der Herausforderung, dem Suchtcharakter des Spiels zu widerstehen, wachsen. Die Fortsetzung ihres preisgekrönten Romans begründet Ursula Poznanski mit dem Wunsch, die Technologie im Roman dem aktuellen Stand anzupassen, unterzieht also ihr Computerspiel einem Relaunch. Dass die realen Lebenswelten der Spieler durch die ständige Verfügbarkeit einer App auf dem Smartphone nun verstärkt beeinflusst und gesteuert werden, ist eine Folge daraus. Trotz einer Ausgangslage, die jener des ersten Teils sehr ähnlich ist, bleibt auch die Fortsetzung bis zum Ende spannend. Das liegt auch an Poznanski Fähigkeit LeserInnen mit unerwarteten Wendungen und Auflösungen zu fesseln. Es heißt also wieder: „Willkommen in der Welt von Erebos.“

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Personen: Poznanski, Ursula