Lebenskluge Reflexionen zum größten Thema der Literatur - endlich auch in deutscher Sprache. (DL) Nobelpreisträger José Saramago war bislang nur Fachleuten als Lyriker bekannt. Der 2010 verstorbene Autor hat schon früh Gedichte veröffentlicht, die ein bezauberndes Gefühl der Empathie vermitteln. In dieser Sammlung aus Gedichten verbindet der Dichter zwei große Lebensthemen, deren geistige Herausforderung er authentisch zu artikulieren vermag. Das Meer als Naturgewalt. Die Liebe als Naturgewalt. Wo treffen sich die beiden? Im Gedicht "Maßstab" kommt er schon in der ersten Zeile zur unbestreitbaren Konklusion: "Die Liebe lässt sich nicht messen, sie misst sich selbst." (S. 19) Und er weiß in "Wasser, das zu Wasser wird", dass das vielzitierte Geben und Nehmen in der Liebe nur oberflächlicher Pragmatismus ist, der nicht an der simplen Tatsache vorbeikommt: "Liebe, die sich von sich selbst ernährt" (S. 21). Bildgewaltige Poetik, die nicht nur romantische Herzen freudig seufzen lässt. Mit der Eleganz eines Gentleman der Literatur dargebotene Macht der Lyrik, deren Rhythmus und Melodie ganz hervorragend übersetzt wurde. Wunderschön und allen Bibliotheken unbedingt zu empfehlen! *bn* Markus Jäger

Personen: Saramago, José Graça, Niki