Ein Mann blickt zurück auf sein Leben und seine Liebes- und Leidensgeschichte. (DR) "Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden?" Diese Frage stellt sich Paul am Beginn des Romans. Und zwar circa 50 Jahre nach dem Beginn seiner außergewöhnlichen Liebesgeschichte mit Susan McLeod. Er war damals 18, ein ziemlich unbekümmerter Jugendlicher knapp vor dem Studium, einer, der für das konservative Londoner Vorstadtleben nicht viel übrig hat. Susan ist 30 Jahre älter als er, verheiratet, Mutter zweier Töchter in seinem Alter. Die beiden lernen sich im Tennisverein kennen, wo er eigentlich nach Wunsch der Mutter eine gleichaltrige Partnerin aus der Mittelklasse finden sollte. Aber es kommt eben anders, Paul und Susan finden sich wie selbstverständlich und völlig unbefangen. Trotz einiger Täuschungsmanöver leben sie ihre Liebesbeziehung so frei wie möglich, sodass man sie aus dem Tennisverein wirft. Susan verlässt ihren Mann und geht zu Paul nach London, wo er studiert. Die beiden leben zusammen und für Paul scheint alles problemlos zu sein. Nun sind aber Liebe und Leid offensichtlich untrennbar verbunden, die weitere Geschichte - die hier nicht verraten werden soll - nimmt ihre tragische Wendung. Und deshalb wird Paul auch im Rückblick die eingangs gestellte Frage immer wieder variieren und Definitionen von Liebe suchen und verwerfen. Dies zeigt sich auch in den drei unterschiedlichen Erzählperspektiven, die er dabei einnimmt: Sie gehen parallel mit unbekümmerter Nähe und Zukunftsplänen, insistierender Auseinandersetzung und leider notwendiger und schützender Distanzierung. Ein berührender Roman über Leidenschaft und An- wie Überforderungen der Liebe, dargelegt mit großer Erzählkunst; intellektuell, unsentimental und doch sehr empathisch. Literarisch versierten LeserInnen sehr zu empfehlen.

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Personen: Barnes, Julian Krueger, Gertraude