C.S.I.: Gévaudan. Auf Grundlage der zahlreichen Skizzen, die er an den Tatorten und im Gespräch mit den Beteiligten macht, gelangt der junge Thomas Auvray zur Erkenntnis, dass es sich bei der Bestie, die seit Monaten in diesem Teil Frankreichs wütet, um ein Tier handeln muss, und dennoch (auch) menschliches Handeln hinter den Verbrechen steht. Die Bestie - kein Wolf, da ist Thomas Auvray sich sicher, und dennoch wolfsähnlich - jagt nur dort, wo die Jäger des Königs nicht nach ihr suchen und greift niemals Männer mit Waffen, sondern nur Frauen und Kinder an. Und an den Leichen - so zeigen Skizzenvergleiche - sind neben den animalen Bissspuren auch Messerschnitte zu erkennen. Nina Blazon unterlegt ihren historischen Roman mit raffiniert entwickeltem, kriminalistischem Spannungsgeschehen und lässt den Ereignissen ebenso wie den Figuren Raum und Zeit, um sich rund um die Angriffe einer Bestie im Frankreich des Jahres 1865 zu entwickeln. Thomas Auvray, Schüler der königlichen Zeichenakademie und Assistent des am Hof von Versailles tätigen Naturforschers Monsieur de Buffon, gelingt es mit ein wenig List an der Suche nach der Bestie teilzunehmen, und er wird in der waldreichen Provinz rasch in das Mit-, Neben- und Gegeneinander adeligen und bäuerlichen Lebens involviert. Aus dem Kontrast zwischen seiner Beobachtungsgabe und der daraus gewonnenen Sicherheiten bezüglich der Übergriffe und seiner Unsicherheit im Umgang mit höfischen Sitten, sozialen Verhältnissen, aber auch ganz neuen emotionalen Erfahrungen resultiert der besondere Erzählton des Romans. Mit Hilfe weniger Perspektivenwechsel wird die junge Adelige Isabell nach und nach als zweite Zentralfigur positioniert, die einen Angriff der Bestie überlebt hat und nun traumatisiert von ihrer Familie auf Schloss Besset versteckt wird. Es entspinnt sich eine heimliche Liebesgeschichte zwischen ihr und Thomas, die mit dramaturgischem Geschick in den Mittelpunkt von Missverständnissen, Schuld, Verrat und kriminalistischen Irrtümern gestellt wird; und durch die Thomas immer deutlicher darauf verwiesen wird, dass es ein Geheimnis zwischen Isabelles Familie der d'Apchers und der Wirtshausfamilie Chastel aus La-Besseyre-Saint-Marie zu geben scheint. Davon ausgehend entwickelt Nina Blazon den Handlungsverlauf ihres mit großem Interesse an der Recherche gearbeiteten Romans noch einmal neu und lässt den langen Atem des Erzählens und die Atemlosigkeit der Lektüre gekonnt zueinander finden.
Personen: Blazon, Nina
Blazon, Nina:
Wolfszeit / Nina Blazon. - Ravensburg : Ravensburger Buchverl., 2012. - 567 S.
ISBN 978-3-473-40070-6 fest geb. : ca. € 18,50
Jugend - Signatur: J Blaz - Jugendbücher