Insgesamt waren 29 Orte in Sachsen-Anhalt von Bomenangriffen betroffen, wobei Halle (Saale) eine der wenigen deutschen Großstädte war welche kaum Schäden erlitt. In Halle wurden lediglich das Bahnhofsviertel, Teile des Paulusviertels und das damals noch recht neue Viertel Frohe Zukunft bombadiert. Streubomben beschädigten das Renaissancerathaus massiv und zestörten das ebenfalls aus der Renaissance stammende Gebäude der Ratswaage. Weitere Schäden in der historischen Innenstadt bleiben jedoch weitgehend aus, obwohl auch diese zum damaligen Zeitpunkt um den Trödel und das Domareal über einen großen Bestand an historischen, teilweise noch mittelalterlichen, Fachwerkhäusern verfügte. Die massivsten Kriegschäden erlitt Magdeburg, welches zu 90% zerstört wurde und dessen historische Innenstadt fast vollständig im Bombenhagel verschwand, lediglich der Dom und wenige Gebäude in dessen Umgebung, wie Rathaus, Landtag und Bischofsresidenz (Barock) überstanden den Krieg mit geringeren Schäden, sodass man diese wieder Restaurieren konnte. Ebenfalls masiven Luftangriffen waren Dessau, bedingt durch die Junkerswerke, Merseburg und Leuna, bedingt durch die Leunawerke, Halberstadt, Zerbst und Naumburg ausgesetzt. Alle Städte erlitten massive Schäden an ihren historischen, teilweise kulturell herausragendem Baubestand. In Dessau wurde beispielsweise auch das Areal des Bauhauses durch Bomben beschädigt, Teile der fürstlichen Bauten, welche den Beginn des Klassizismus in Kontinentaleuropa darstellten fiehlen ebenfalls unwiederbringbar den Bomben zum Opfer. Dessau verlohr durch Luftangriffe 80% seiner Gebäude, darunter vorallem den historischen Innenstadtbestand, weitere Bauten fiehlen dem Wiederaufbau in den 1950er und 1960er Jahren zum Opfer. Auch Halberstadt wurde bis auf ein kleines Gebiet in der Nähe des Domareals fast vollständig zerstört und verlohr so 82% seiner damals noch sehr historischen Bauten. Heute ist Halberstadt nichtmehr wie vor dem Kreig eine durch Barockbauten und Fachwerk dominierte, mittelalterlich-barocke Stadt, sondern wird eher durch Plattenbauten geprägt. Die tragischste und sinnloseste Zersörung betraf jedoch Zerbst, welches am 16. April 1945 und somit nur wenige Tage vor Kriegsende, ohne größeren militärischen Nutzen, noch bombardiert wurde. Diesem Bombenangriff auf Zerbst fiehl unter anderem das Barocke Schloss sowie fast alle zum Schlosspark und Schlossareal gehörenden Bauten zum Opfer, welches bis zu seiner Zerstörung als einer/s der bedeutensten Barockbauten bzw. Barockensemble Mitteldeutschlands galt und somit einen ähnlichen kunsthistorischen Rang hatte wie die barocken Bauten in Dresden, Potsdamm und Wützburg. Heute ist von diesem Bau(-ensemble) lediglich noch der zuletz erichtete Ostflügel (1744-1753) als ausgebrannte Ruine zu sehen. Von den restlichen Gebäuden welche einst zu dem Schlosspark gehörten sind das Hofgärtnerhaus, Teile des Marstalls, der Eiskeller mit Pavillon und das Reithaus erhalten sowie die Hauptorangerie, ebenfalls als Ruine mit schweren Brandschäden des Luftangriffes. Diese vermitteln heute lediglich einen faden Abglanz/Eindruck des einstigen Ensembles, welches Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg ( 2. Mai 1729 - 17. November 1796), bekannter als Katharina die Große (09. Juli 1762 - 17. November 1796 Zarin des Russischen Reiches), bei ihren Besuchen noch erblicken konnte.
Personen: Groehler, Olaf
M2 Groeh
Groehler, Olaf:
Bombenkrieg gegen Deutschland / Olaf Groehler. - Berlin : Akad.-Verl., 1990. - 456 S. : zahlr. Ill., graph. Darst., Kt. ; 30 cm. - Literaturangaben
ISBN 978-3-05-000612-3
Militärgeschichte Zweiter Weltkrieg - Bücher