Denkt man an Krisen, zumal nach der aktuell durchlebten, denkt man an abgeschlossene Zeiträume, die man vielleicht überstanden hat, die einen verändert
zurückließen, die sowohl Individuen als auch ganze Gesellschaften heimsuchten.
Es sind oftmals spannende Zeiträume, da man eben nicht wusste, wie sie ausgehen
und wie sie einen zurücklassen würden.
Im französischen Raum bemüht sich die akademische Welt stärker um Begriff und Wirkung der Krise Michel Serres etwa oder Alain Badiou, die sich in der Tradition von Rousseau und Voltaire mit dem philosophischen Gehalt von Katastrophen und Krisen auseinandergesetzt haben. In Deutschland hat immerhin Karl Jaspers früh den Begriff der Grenzsituation als Moment dargestellt, in dem der Mensch an die
Grenzen seines Seins stößt, was ihn dazu bringen kann, das Bisherige in Frage zu stellen, neue Wege zu suchen, etc. Philosophisch und ethisch interessant ist
grundlegend die Frage, wie der Mensch auch im Gegensatz zu anderen Lebewesen mit Krisen umgeht, denn evolutionär gesehen bringt jede Krise eine neue Art, eine neue Fähigkeit, eine neue Gesellschaft hervor. Interessant ist weiterhin, vielleicht eher im sozialphilosophischen Sinne, was Krisen mit der jeweiligen Gesellschaft machen. Dies zu ergründen und weiterzuentwickeln sollte auch die Aufgabe des Ethik- und Philosophieunterrichts sein.
So beschäftigt sich das Heft mit sehr unterschiedlichen Krisensituationen und zeigt an manchen Stellen Wege, die den Umgang mit ihnen erleichtern können, oder Konsequenzen, die wir aus ihnen ziehen müssten. Die einzelnen Unterrichtseinheiten
behandeln in sehr unterschiedlicher Weise Identitätskrisen, Kommunikationskrisen,
gesundheitliche Krisen, Klimakrisen, Wahrheitskrisen und Staatskrisen.
B II o* 22,5
Krisenethik; 2022/--- : Praxis Philosophie & Ethik. - 2022. - Braunschweig : Westermann, 2022 - (Praxis Philosophie & Ethik; ---)
Zeitschrift