»Als der Krieg eines Nachmittags in Akims Dorf einbricht, ist mit einem Schlag nichts mehr, wie es vorher war. Die Bewohner fliehen aus den Trümmern ihrer Häuser und der kleine Junge wird von seiner Familie getrennt. Er gerät in Gefangenschaft, kann erneut fliehen und findet sich schließlich in der fragilen Sicherheit eines Flüchtlingslagers wieder. Die Form dieser Erzählung ist angemessen zurückhaltend. Der Text vermeidet Erklärungsversuche, während die Schwarz-Weiß-Zeichnungen das von Akim erlebte Grauen in schmerzhaft präzise Bilder fassen, wie sie auch im Skizzenbuch eines der Flüchtenden hätten stehen können. Die emotionale Intensität dieser Darstellungen wird durch eine überaus karge Bildsprache erreicht - die Zeichnungen wirken schemenhaft, wie hingeworfen in großer Eile, und doch ist jeder Strich treffgenau ausgeführt.
Der sachlich berichtende Text gibt dem Buch den Rhythmus vor, die Bilder nehmen den Faden auf und führen ihn (textlos) weiter, bis zur nächsten Unterbrechung durch eine Textpassage. In Bild und Text bleibt die Perspektive des kindlichen Protagonisten gewahrt: Der Text erklärt und kommentiert nur ganz sparsam, vor allem beschreibt er, was Akim geschieht. Erzähltempus ist durchgängig das Präsens. Die Bilder gehen nicht nur inhaltlich über das im Text Gesagte hinaus, sie vermitteln auch mit größerer Intensität als der Text, wie schutzlos und verletzt der kleine Junge ist: Die Folge der teils ausschnitthaften, teils panorama-artigen Darstellungen zeigt, wie Akims Welt plötzlich aus den Fugen gerät, nachdem an die Stelle der Vögel über seinem Dorf Bomberflugzeuge und an die Stelle der Wolken Rauchsäulen getreten sind. Das Grauen wird aber nicht naturalistisch ausgemalt oder mit einer überladenen Symbolik ausgestellt, sondern lediglich skizziert.
Auf diese Weise werden die Betrachter vom verstörenden Inhalt des Buchs nicht emotional überrumpelt, sondern erhalten die Gelegenheit, sich langsam anzunähern. Dazu passt auch das versöhnliche Ende der Geschichte, das Akim im Flüchtlingslager seine Mutter finden lässt.«
(Begründung der Jury zur Wahl zum Deutschen Kinder- und Jugendbuchpreis 2015)
Serie / Reihe: Bilderbuchkino
Personen: Dubois, Claude K.
Standort: KST
0180972
Dubois, Claude K.:
Akim rennt (mit V+Ö) / Claude K. Dubois. - Berlin : Matthias Film, 2015. - [46] Bl. : überw. Ill. + 1 Bilderbuch, 1 DVD, Begleitmaterial. - (Bilderbuchkino)
ISBN 978-3-89565-268-4
Import - Musik (CD, DVD)