Martin Luther gilt als "der Reformator", und wegen der 95 Thesen von 1517 ist der 31. Oktober "der Reformationstag". Diese Identifikation ist sinnvoll und praktisch, aber gleichwohl eine Verkürzung. Nicht nur Huldrych Zwingli und die Schweizer Reformation geraten damit aus dem Blick, sondern auch die Tatsache, dass es sich bei der Reformation um ein komplexes Geschehen gehandelt hat. Sie kam weder über Nacht, noch hat Martin Luther sie höchst persönlich überall eingeführt. Das häufig bemühte Bild von der Reformation als "Bewegung" passt hier besser: Mit den 95 Thesen hat Martin Luther einen Impuls gegeben, dass er wie eine Welle die Städte und Territorien durchlief.
Das geschah jedoch mit Brechungen und entsprechenden zeitlichen Verzögerungen. Zudem gab es außer Martin Luther noch andere Theologen und theologisch gebildete oder interessierte Männer und Frauen, die Luthers Impuls aufnahmen, aber eigene Akzente setzten. Die Veränderungen der theologischen Lehre hatten schließlich vielfältige Auswirkungen auf das Alltagsleben der Menschen. Die Beschäftigung mit den Ereignissen am Ort oder in der Region macht dies anschaulich. Sie eröffnet neue Perspektiven auf "die Reformation", die über das 16. Jahrundert hinaus bis in die Gegenwart reichen können.
Serie / Reihe: rpi-impulse
Personen: Ortmann, Dr. Volkmar
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Ortmann, Dr. Volkmar:
Reformation ganz nah - Eine lokale Spurensuche : rpi-Impulse 2 / 2016 / Dr. Volkmar Ortmann, 2016. - 4 S. - (rpi-Impulse; 2 / 2016)
Kirchengeschichte - UM