Die meisten leiden ohne Gewinn - so steht es im Roman "Das dreizehnte Kapitel", der ebendiesen Satz widerlegen will. Mit einem Festessen im Schloss Bellevue fängt er an: Ein Mann sitzt am Tisch einer ihm unbekannten Frau und kann den Blick nicht von ihr lösen. Wenig später schreibt er ihr, und zwar so, dass sie antworten muss. Es kommt zu einem Briefwechsel, der von Mal zu Mal dringlicher, intensiver wird. Beide, der Schriftsteller und die Theologin, beteuern immer wieder, dass sie glücklich verheiratet sind. Aber sie gestehen auch, dass sie in dem, was sie einander schreiben, aus sich herausgehen können wie nirgends sonst. Nur weil ihr Briefabenteuer so aussichtslos ist, darf es sein. Die Buchstabenketten sind Hängebrücken über einem Abgrund namens Wirklichkeit. Wenn man heute gern über die Folgenlosigkeit der Literatur redet, so kann man sagen: Wer dieses Buch liest, für den kann es eigentlich kaum folgenlos bleiben: Es ist eine echte Anstiftung dazu, das Wagnis des Briefes einzugehen - gerade da, wo alle andere Kommunikation am Ende ist, vor die Wand gefahren, lange tot. Zwei, die verheiratet sind, aber sich trotzdem lieben - mit den Mitteln des Briefes, zwei, die den Worten vertrauen, zwei, die vom Theologen Karl Barth gelernt haben, dass dem Unmöglichen mit Sprache und nur mit ihr beizukommen ist. Liebesgesang, Gebet, Hymne, Preis, alles scheint Eins. Bis Basileus ein Interview gibt, indem er verrät, was er gar nicht gefragt wurde. Maja bricht mit ihm. Und fährt mit ihrem totkranken Mann nach Kanada.
Medium erhältlich in:
36 KÖB St. Stephanus,
Niederburg
Personen: Walser, Martin
Walse
Walser, Martin:
Das dreizehnte Kapitel : Roman / Martin Walser. - 1. Auflage. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 2012. - 270 Seiten, mit Lesebändchen ; 21 cm
ISBN 978-3-498-07382-4 Festeinband : EUR 19,95
Schöne Literatur - Buch