Rez.: Für ein Kunstprojekt will der 14-jährige Joseph seinen Nachbarn porträtieren. Die Modellsitzungen schleppen sich quälend dahin. Der 61-Jährige ist depressiv, wortkarg und furchterregend. In der Nachbarschaftkursieren Gerüchte über eine dunkle Vergangenheit. Mit viel Geduld jedoch gelingt es, den Panzer einer 30-jährigen Isolation zu durchdringen. Als biografischer Schlüssel enthüllen sich das Trauma Vietnamkrieg, der Verlusteines Freundes und die Schuld am Tod eines Kindes. Die Sitzungen zeitigen eine therapeutische Wirkung und Joseph selbst lernt durch die kargen Gespräche die Abwesenheit seines Vaters zu akzeptieren und Kindheitsängste zu bewältigen. Ein literarischer Roman über Kunst und Verletzung, Häme und Kleingeist. Auch wenn die sprachlichen Bilder mitunter am Pathos schrammen und partiell eine fast morbide Stimmung Einzug hält, wird das differenziertangelegte "Psychogramm" letzthin überzeugend aufgelöst. Für Liebhaber bedeutungsschwerer Texte und das Feuilleton sicher ein Filetstück aus der Herbstproduktion. Das Cover besticht. Ebenso Titel und Klappentext. (RobertElstner)
Bauer, Michael Gerard: Running Man / Michael Gerard Bauer. Aus dem Engl. von Birgitt Kollmann. - München : Nagel & Kimche, 2007. - 266 S. : Ill ; 22 cm Einheitssacht.: The running man
ISBN 978-3-312-00975-6 Pp : 14,90
Zugangsnummer: 2008/0721 - Barcode: 2-1250323-8-00002514-0
Jugendbücher (bis 12 Jahre) -
Buch