Uralte Mythen und aktuelle Bedrohung des kurdischen Volkes. (DR) Der 1979 in Batman im Südosten der Türkei nahe dem Tigris geborene Autor ist eine wesentliche literarische Stimme der Kurden. In seinem dritten Roman legt er am Beispiel eines kleinen Dorfes in einem abgelegenen Tal die Seele des leidgeprüften kurdischen Volkes frei. In einer grandiosen Ouvertüre schlägt der Autor gleich alle Töne und Motive an, die diesen vielstimmigen Roman ausmachen. Der Schatten eines Adlers schwebt, vom Berg Amar kommend, über dem Walnusstal. Alle dort lebenden Tiere geraten in Panik und suchen angststarr ein Versteck auf. Auf dem Hügel hinter dem abgelegenen Dorf sind die Menschen mit der Heumahd beschäftigt - so werden die Figuren eingeführt, aus deren Perspektive schließlich der Alltag und die ihn ständig begleitende böse Ahnung geschildert werden. Oma Peyruze pflegt den todkranken, auf seiner Matratze dahinsiechenden Opa Eyüp. In seinem Zimmer befindet sich ein Bild, das ein junges Paar auf einem edlen Rappen zeigt. Amar und Sara sind einst mit dem Pferd Ba geflohen und haben im bis dahin unbewohnten Walnusstal eine Heimat gefunden. Dieser Wandteppich verweist auf das alte Märchen, das dem geschundenen Volk seinen Stolz bewahrt. Der hinkende Knabe Resul ist die Stimme der Kinder. Havva und ihr Geliebter Cemal verkörpern den verzweifelten Optimismus eines hoffnungsvollen Liebespaares. Amar gilt als verrückt, weil er am liebsten am Grab seiner jung verstorbenen Frau verharrt. Die Schlusssequenz dieses schmalen Romans zitiert unter negativen Vorzeichen den Eingang: Zwischen verkohlten Baumstämmen irren angesengte Tierchen herum - der Alptraum ist Wirklichkeit geworden. - Die Grundbefindlichkeit eines geschundenen Volkes wird mit diesem lesenswerten Buch eindrucksvoll und poetisch dargelegt.
Medium erhältlich in:
53 KÖB St. Katharina Scheuern,
Tholey-Scheuern
Personen: Ekinci, Yavuz
Ekinc
Ekinci, Yavuz:
¬Der¬ Tag, an dem ein Mann vom Berg Amar kam : Roman / Yavuz Ekinci. Aus dem Türk. von Oliver Kontny. - München : Kunstmann, 2017. - 185 S.
ISBN 978-3-95614-166-9 fest geb. : ca. € 18,60
Schöne Literatur - Buch