Immer weiter musste (oder durfte) sich Rico in den bisherigen Bänden rund um seine Freundschaft zu Oskar und jene Fälle, die es für die beiden zu lösen galt, vom Haus in der Dieffe 93 entfernen. Nun aber – in einem „Weihnachtsspecial“ – sind der tiefbegabte Rico, der hochbegabte Oskar und alle anderen Figuren, die mittlerweile in der Dieffe eingezogen sind, zurückgeworfen auf den Ausgangsort der erfolgreichen Kinderroman-Serie. Denn draußen tobt ein Schneesturm und drinnen sollte in allen Wohnungen eigentlich jener wundersamen Geburt im Stall zu Bethlehem gedacht werden. Aber nichts da! Die Dieffe 93 hat ihre eigenen Gesetze und weiß der biblischen Niederkunft ereignisreiche Neuanfänge hinzuzufügen – in denen letztlich auch die Geschichte selbst gründet. Denn Rico weicht ab von seiner üblichen Tagebuchform und hält die Ereignisse dieses einen, besonderen Tages fest, um sie letztlich jemandem als Geschenk zu übergeben. (Peter Schössow gönnt dieser Schlussszene eines seiner wohl schönsten Rico-Bilder überhaupt.) Natürlich nicht, ohne „subtil“ seine Worterklärungen einzufügen, in denen er seine „Skepsis“ gegenüber lexikalischen Festschreibungen gewohnt humorvoll zum Ausdruck bringt. (Was hat der Narzissmus eigentlich mit Narzissen zu tun, wo er doch nicht nur Gärtner betrifft …?) Insgesamt scheint Rico unter Oskars Einfluss mittlerweile (sprach-)gewandter und bewegt sich auch im Kiez souveräner als früher. Zumal ja er es war, der jenen vergessenen Hinterhof samt multikulturellem Trüppchen aufgetan hat, das sich dort trifft (und das Rico und Oskar in den animierten Abenteuern umgibt, die in der „Sendung mit der Maus“ erzählt werden). Am Weihnachtsabend erinnert sich Rico an den Sommer zurück, in dem neue Freundschaften geschlossen, dann aber aus Loyalität zu alten Freunden wieder verloren wurden. Damals war der Streit rund um eine Schneekugel entbrannt. Lässt sich nun alles wieder ins Lot bringen? Am Weihnachtsabend, an dem die Welt draußen im Schnee versinkt und die Welt drinnen unter der Schneekanone zu leiden hat, die den Kessler-Zwillingen beschert wurde? Natürlich. Denn wenn Andreas Steinhöfel über Weihnachten erzählt, wird Versöhnung zu einem Ereignis, das auf der yellow brick road mitten hinein in das pittoreske Durch- und Miteinander in der Dieffe 93 führt.
Altersempfehlung: ab 10 Jahren.
Medium erhältlich in:
38 KÖB St. Matthias,
Niederschelderhütte
Personen: Steinhöfel, Andreas
Stein
Steinhöfel, Andreas:
Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch / Andreas Steinhöfel. Mit Bildern von Peter Schössow. - Hamburg : Carlsen, 2017. - 263 S.
fest geb. : ca. € 15,50
Kinder von 9 bis 10 Jahren - Buch