Eigentlich ist in der Familie ohnehin niemand begeistert von dem Umzug. Doch weil der Vater von Hendrik und Eddi eine gute, neue Stelle angenommen hat, ziehen sie aus Sachsen in ein bayerisches Dorf in ein Haus mit dem klangvollen Namen "Am Pestkirchlein". Anfangs hat es vor allem Hendrik nicht leicht: Die meisten Dorfjugendlichen meiden ihn und vor allem ein gleichaltriger Junge namens Chris macht ihm zu schaffen. Hinzu kommt noch, dass ihr neues Heim im Dorf als Spukhaus verschrien ist. Als Junge aus der Stadt ist Hendrik eigentlich nicht geneigt, derartige Geistergeschichten zu glauben, doch dann fängt sein kleiner Bruder Eddi an zu schlafwandeln und die Tapete mit Schnecken in der Form von Buchstaben zu bemalen. Als die Mutter, in der festen Überzeugung die scheußliche Tapete löse die Alpträume aus, die Tapete abreißt, findet sich auf dem Putz darunter ein Kreuz und der Schriftzug "der eurer Kinder". Zusammen mit seinem neuen Schulfreund Fritz versucht Hendrik das Rätsel zu lösen: Ist das Haus, in dem vor 30 Jahren zwei Kinder von ihrer Mutter angeblich ermordet wurden, mit einem Fluch belegt? Und müssen nun all seine Bewohner sterben? Die Geschichte startet noch relativ harmlos, die Familie richtet sich in ihrem neuen Haus ein und noch lässt sich nichts von dem, was noch folgen wird, erahnen. Dann jedoch wird der kleine Eddi zum Schlafwandler und hält fortan seinen Bruder Hendrik, der die Geschichte erzählt, seine Mutter und den Leser auf Trab. Als Hendrik zum ersten Mal hört, dass er in einem angeblichen Spukhaus wohnt, wissen sowohl er als auch der Leser sofort, was sie davon zu halten haben. Doch Eddis nächtliche Spaziergänge hören nicht auf und er fängt sogar an, die Wände zu bekritzeln. Hendrik beschließt also, der Sache auf den Grund zu gehen und erhält hierbei Unterstützung von seinen neuen Klassenkameraden Ida und Fritz. Spätestens als die Mutter, in dem Glauben, die Tapete sei an den Alpträumen ihres jüngsten Sohnes schuld, dort ein Kreuz an der Wand findet, hat Wildner den Leser in ihren Bann gezogen. Dazu trägt auch die klare, einfache Sprache bei, die die Geschehnisse sehr anschaulich schildert. Die gelegentlich eingebauten bayrischen Sätze lassen einen auch nie vergessen, wo man sich befindet. Für manch jüngeren Leser sind sie möglicherweise nicht ganz einfach zu verstehen, in diesem Fall schafft die "Übersetzungshilfe" am Ende des Buches Abhilfe. Schön ist auch, dass die Autorin die Geschichte, trotz des ein oder anderen übernatürlichen Ereignisses, auf einer realistischen Ebene hält. Es gibt keinerlei Geistererscheinungen, sich von selbst verrückende Möbel oder ähnliches, die uns in den Fantasy-Bereich bringen würden. Zum Glück, denn dies würde der Geschichte viel von ihrer Glaubwürdigkeit nehmen. So wird die Spannung im Gegenteil sogar noch mehr aufgebaut, fragt man sich doch, wodurch die mysteriösen Vorkommnisse ausgelöst werden und welchem Zweck sie dienen. Die neuen Erkenntnisse, die Hendrik, Ida und Fritz mit fast schon detektivischer Präzision in Erfahrung bringen, vor allem als sie herausfinden, was die Buchstaben die Eddi Nacht für Nacht an die Wände schmiert, bedeuten, und sie von den vielen toten Kindern erfahren, verleihen der Geschichte eine für ein Kinderbuch eher ungewöhnliche Ernsthaftigkeit, die dafür sorgt, dass auch ich als erwachsene Leserin das Buch nur schwer aus der Hand legen konnte, bis ich es nicht ganz gelesen hatte. Es dürfte schwer werden, sich dieser spannenden und fesselnden Geschichte zu entziehen, also versucht es gar nicht erst, sondern lest sie einfach - es lohnt sich! *Alliteratus* Ruth Breuer
Freigegeben ab 10 Jahren.
Medium erhältlich in:
45 KÖB St. Johannes Nepomuk,
Remagen-Kripp
57 Die Bücherei St. Peter,
Trier
Personen: Wildner, Martina
Wildn
Wildner, Martina:
¬Das¬ schaurige Haus : Roman / Martina Wildner. Mit Vignetten von Anke Kuhl. - Weinheim : Beltz und Gelberg, 2011. - 205 S.
ISBN 978-3-407-79995-1 fest geb. : ca. Eur 13,40
Romane und Erzählungen für Jugendliche ab 12 Jahre - Buch