Die Einsamkeit im Alkohol ertränkt. (DR) De Vigan skizziert im Roman "Loyalitäten" Missstände zwischenmenschlicher Beziehungen. Da ist zunächst Théo, der als Scheidungskind wöchentlich zwischen den Eltern pendelt, sich von der Mutter die Hassparolen anhören muss, die den Vater betreffen und ihn gleichermaßen verletzen. Die Wunden wollen nicht heilen. Zum Glück gibt es Mathis, mit dem Théo Freizeit und Wodka teilt. "Es ist eine Wärmequelle, (…) weiß, brennend, versengend und schmerzlich und tröstlich zugleich (S.11), beschreibt er die Wirkung des Alkohols auf seinen Körper. Seine Lehrerin Hélène, selbst traumatisiert, beobachtet Théo, macht sich Sorgen um ihn, doch auch von Mathis erfährt sie nichts. Der Freund bleibt loyal, verrät nichts. De Vigan fragt indirekt nach Grenzen von Loyalität, fordert dazu auf, im eigenen Umfeld genauer hinzuschauen, Schweigen und Schönfärberei zu vermeiden. Ihr gelingt eine eindringliche Figurenzeichnung. In knappen Sätzen erschafft sie eine bedrückende Melancholie, die der/dem Leser_in mitunter den Atem nimmt. Delphine de Vigan, geboren 1966, lebt in Paris, veröffentlichte 2017 ihr Debüt "Tage ohne Hunger". Zuvor, 2015, erhielt sie den "Prix Renandot". Erwachsenen und Jugendlichen empfohlen!
Personen: Vigan, Delphine de Heinemann, Doris
Zba Vigan
Vigan, Delphine de:
Loyalitäten : Roman / Delphine de Vigan. Aus dem Franz. von Doris Heinemann. - 2. - Köln : DuMont Buchverl., 2018. - 173 S.
Einheitssacht.: >les loyautés<. - Euregio liest 2022
ISBN 978-3-8321-8359-2 geb. : EUR 22,00
Romane, Erzählungen - Buch