Lange Zeit sah man in C. G. Jung nur einen Antipoden Sigmund Freuds. Heute steht mit der von ihm geschaffenen analytischen Psychologie ein Gebäude vor uns, das durch eine konsequente wissenschaftliche Geisteshaltung geprägt ist. In einer Zeit starrer Systeme, die sich im Besitz absoluter Wahrheit wähnen, kommt dem Werk C. G. Jungs über seine psychologische Bedeutung hinaus ein unabschätzbarer Rang zu durch das Bemühen, die intellektuelle Sauberkeit durch Innehaltung der dem Menschen gesetzten Grenzen der Erkenntnis zu bewahren. Für C. G. Jung ist das, was als "Wahrheit" hingestellt wird, eine menschliche Aussage und kann darum nicht den Anspruch an absolute Gültigkeit erheben. Sie untersteht den Gesetzen der Psyche, und jede Epoche sowie jede Kultur hat ihre "Wahrheit" neu formuliert. - Die Lehre Jungs vom kollektiven Unbewussten und dessen Strukturelementen, den Archetypen, hat der heutigen Natur- und Geisteswissenschaft ein neues Fundament gegeben. Indem er an alte Traditionen anknüpfte und diese durch Aufdeckung ihres archetypischen Hintergrundes und ihres psychologischen Sinngehaltes neu belebte, hat er das seine dazu beigetragen, die "Wahrheit" unserer Zeit zu erkennen und zu gestalten.
Personen: Jung, C. G.
CU 2582 J95-01
Jung, C. G.:
Bewusstes und Unbewusstes / C. G. Jung. - Frankfurt a.M., Hamburg : Fischer, 1957. - 184 S.
Klinische Psychologie - Buch