Mit Hilfe von Geschichten teilen wir uns mit, sie sind der Versuch, mir selbst und anderen etwas mitzuteilen, etwas zu teilen über mich. Denn Geschichten sind immer an ein Du gerichtet - auch wenn dieses Du imaginär in unseren Köpfen sitzt.
So entsteht beim Storytelling eine Form narrativen Wissens, das erfahrbar und sichtbar macht, wie es ist, eine bestimmte Erfahrung gemacht zu haben. Dieses Wissen liegt jenseits der Semantik: Die Bedeutung der Geschichte liegt in ihrem Klang, im Rhythmus, im Erzählbogen; sie ist nicht nur semantisch, sondern sinnlich. Es ist ein Erfahrungswissen, das in erzählerischer poetischer Sprache seinen Ausdruck findet. Diese Erfahrung passiert beim Storytelling nicht nur zwischen dem Schreibenden oder Erzählenden und dem Textkörper, sondern auch zwischen den Lesern, die am Text teilnehmen. Und in diesem Akt des Teilens und Teilhabens der Erfahrung, der durch Resonanz vollzogen wird, kommt es zur Erkenntnis, die nicht nur ein Erkenntnisgewinn des Schreibenden ist, sondern auch der "Leser": Mit ihren eigenen inneren Bildern, vorsprachlichen Rhythmen, ihrem Standpunkt und ihrem Blickwinkel entdecken und erforschen sie sich im anderen selbst und entwickeln die Geschichte weiter.
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Schriften zur kunstorientierten Praxis aus dem Department Kunst, Gesellschaft und Gesundheit der MSH Medical School Hamburg 12
Personen: Ludwig, Judith
CU 8550 L948-01
Ludwig, Judith:
Die Wirksamkeit von Storytelling im Teilbarmachen von Erfahrungen / Judith Ludwig. - Berlin ; Hamburg : HPB University Press, 2021. - 84 Seiten. - (Schriften zur kunstorientierten Praxis aus dem Department Kunst, Gesellschaft und Gesundheit der MSH Medical School Hamburg; 12)
ISBN 978-3-7531-7329-0
Klinische Psychologie - Buch