Lacan versteht Ethik nicht als Tugend eines intakten Ich-Subjekts, welche die Psychoanalyse möglichst zu stärken hätte, sondern als Auseinandersetzung mit dem paradoxen Universum der Schuld, das Freud gleich am Beginn seiner Karriere - mit der Idee des ödipalen Vatermordes - eröffnet hat. Schon in Totem und Tabu (1913) zeigte Freud, wie Überichfunktion, Schuldgefühl und Funktion des Vaters zur Hervorbringung von Kultur beitragen und dadurch Individuen überhaupt gesellschaftsfähig und austauschfähig werden. Darauf baut Ethik auf.
Die so verstandene »Sublimierung« ist nicht nur das Hilfsbegriff einer trivialen Kulturtheorie, sondern ein eminentes, tragisches Geschehen der psychoanalytischen Theorie und Praxis. Von diesem Thema aus ist ein breites, komplexes Feld zu durchqueren, in dem Lacan von Aristoteles bis Kant und de Sade wandert und letztlich wieder bei der griechischen Tragödie - Sophokles' Antigone - endet.
Serie / Reihe: Das Seminar 7
Personen: Miller, Jacques-Alain Lacan, Jacques Haas, Norbert
CU 2592 L129-VII-01
Lacan, Jacques:
¬Die¬ Ethik der Psychoanalyse : Das Seminar, Buch VII (1959-1960) / Jacques Lacan ; Textherstellung durch Jacques-Alain Miller ; aus dem Französischen von Norbert Haas. - Wien ; Berlin : Verlag Turia + Kant, 2016. - 395 S. : Illustrationen. - (Das Seminar; 7; Buch 7)
Einheitssacht.: ¬L'¬ ethique de la psychanalyse, 1955-1956. - Text- und seitengleich mit der von Norbert Haas und Hans-Joachim Metzger herausgegebenen Ausgabe des Seminars, Lektorat: Claus Koch. Reprint mit freundlicher Genehmigung von Norbert Haas.
ISBN 978-3-85132-806-6
Klinische Psychologie - Buch