Grübeln gilt als Motor depressiver Verstimmungen und bipolarer Störungen: Eine These, der aus Sicht der Kulturwissenschaften kaum zuzustimmen ist.
Seit den Studien Susan Nolen-Hoeksemas steht der Begriff des Grübelns im Fokus des psychologischen Interesses. Burkhard Meyer-Sickendieks neues Buch erklärt diese Faszinationskraft des Grübelns durch die Dimension der Tiefe, deren Erkundung seit Novalis zu den zentralen Themen der Romantik zählt. Neben den Hintergründen des romantischen Tiefsinns beleuchtet es nicht nur die Funktion des Grübelns in der romantischen Poesie, sondern auch den Verlust dieser Tradition. Er beginnt in der Gründerzeit um 1880, denn hier entsteht die bis heute reichende psychologische Pathologisierung des Grübelns als Zwangsvorstellung. Die Konsequenz dieser Pathologisierung erstaunt, denn mit ihr schwindet die für romantische Literatur so wichtige Möglichkeit, vom Grübeln zu erzählen. Warum dies so ist, ergründet dieses Buch.
Weiterführende Informationen
Personen: Meyer-Sickendiek, Burkhard
CU 3200 M613-01
Meyer-Sickendiek, Burkhard:
Tiefe : über die Faszination des Grübelns / Burkhard Meyer-Sickendiek. - München [u.a.] : Fink, 2010. - 349 S. : Ill. - Literaturverz. S. [333] - 344
ISBN 978-3-7705-4952-8
Klinische Psychologie - Buch