Das Verbrechen und der Tod
Wohl nirgendwo sonst ist das moderne Organisierte Verbrechen - das im 19. und 20. Jahrhundert an vielen Orten der Welt entsteht und zum ernst zu nehmenden Machtfaktor aufsteigt - so einflussreich und so eng mit der Gesellschaft verwoben wie in Italien. Ein Essay in Bildern.
Die ehrenwerte Gesellschaft
Im 19. Jahrhundert bilden Räuber und Gutsverwalter, Wachmänner und Rebellen in Sizilien Banden, deren Mitglieder sich einem strengen Ehrenkodex unterwerfen. Bald spricht man von einem einzigen undurchschaubaren Gebilde - der "Mafia". Mit Gewalt beherrscht sie weite Teile der Insel, erpresst Unternehmer, korrumpiert Politiker. Und schafft so das Urbild des Organisierten Verbrechens.
Karriere eines Gangsters
Al Capone ist um 1930 der mächtigste Kriminelle Chicagos: Er herrscht über ein Imperium, das mit Alkoholschmuggel, Glücksspiel und Prostitution Millionen verdient, kommandiert eine Armee von Hunderten Schlägern und Killern, hält Hof im feinsten Hotel der Stadt. Doch gleichzeitig wird er zum Risiko für die anderen Bosse des Organisierten Verbrechens.
Shanghai
Mindestens bis in 18. Jahrhundert zurück reichen die Wurzeln der chinesischen Geheimgesellschaften, in denen sich anfangs Arme und Schwache zusammengeschlossen hatten, die aber schon bald kriminell werden - als Schmuggler, Räuber und Erpresser. Eine der mächtigsten ist die "Grüne Bande". Sie kontrolliert um 1927 die Bordelle, Opiumhöhlen und Spielkasinos in Shanghai: einer Stadt, die so schillernd und korrupt ist wie keine andere weltweit. Doch dann streben Kommunisten an die Macht - und in der Metropole am Huangpu kommt es zwischen Gangstern und Revolutionären zu einem Kampf auf Leben und Tod.
Die Mord GmbH
Im Jahr 1931 formieren sich die mächtigsten Mafia-Familien der USA neu. Wie ein Wirtschaftskartell betreiben sie nun ihre kriminellen Geschäfte - und lassen Widersacher von einer professionellen Todesschwadron ermorden.
Der Orden der Diebe
Ende der 1920er Jahre entsteht in der Sowjetunion eine geheimnisvolle Bruderschaft von Berufsverbrechern. Sie wird ausgerechnet in jenem System groß und mächtig, das die Kriminellen eigentlich disziplinieren soll: in den Straflagern des Gulag.
Die Insel der Mafia
Mit Millionen Dollar errichten US-Gangster um die Mafia-Größe Meyer Lansky Anfang der 1950er Jahre in Kuba ein Dorado für Spieler und Vergnügungssüchtige. Die Karibikinsel lockt mit exklusiven Hotels, Nachtclubs und Kasinos, mit Exotik und Abenteuer. Der kubanische Diktator Fulgencio Batista verdient mit an den Geschäften der Amerikaner. Doch in den unzugänglichen Bergregionen des Landes sammeln sich schon bald zum Widerstand entschlossene - und kampfbereite - Oppositionelle um einen Mann namens Fidel Castro.
Tod unter der Brücke
Am 18. Juni 1982 hängt der leblose Körper des Mailänder Bankiers Roberto Calvi unter einer Brücke in London. Calvi war verstrickt in illegale Geschäfte mit der Mafia, dem Vatikan und korrupten Politikern. Als seine Bank vor dem Bankrott steht und er mit Enthüllungen droht, muss er sterben.
The Firm
In den 1960er Jahren dominieren einzelne Verbrecherfamilien die Unterwelt Großbritanniens. Die bekannteste Bande wird von den Zwillingen Ronnie und Reggie Kray aus dem Londoner East End geführt und als "The Firm" bekannt. Das Unternehmen betreibt Schutzgelderpressung, Raub und Betrug, führt eigene Nachtclubs. Als die Brüder schließlich wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt werden, tritt eine neue Generation von Gangstern ihr Erbe an, der es nicht allein um das kriminelle Geschäft geht, sondern irgendwann auch um eine besonders bizarre Form von Wichtigtuerei, etwa mit eigenen Büchern, Websites oder Auftritten in Talkshows.
Pablo Escobar
Er ist der größte Drogenhändler aller Zeiten, ein Killer und gerissener Geschäftsmann, seine Mittel sind "plato o plomo" - Geld oder eine Kugel: Pablo Escobar baut Ende der 1970er Jahre ein milliardenschweres Kokain-Imperium auf und führt Krieg gegen den kolumbianischen Staat, als der seinen Plänen im Weg steht. Trotdem vereheren ihn viele Landsleute als Helden - bis heute.
Das Dach
Im Jahr 1991 feiern die Menschen in Russland das Ende der Sowjetunion. Doch was sich als Zeitalter neuer Freiheit ankündigt, wird zu einem entfesselten Spiel um Reichtum und Macht, in dem brutale Banden Unternehmern und Politikern ein "Dach" aufzwingen: Schutz gegen Geld. Und so entsteht der wohl größte Verbrecherclan der Geschichte.
Yakuza
Sie heißen nach den Zahlen 8-9-3, ya-ku-za, einem besonders schlechten Blatt in dem alten japanischen Kabufuda-Kartenspiel. Ihre Geschichte reicht Jahrhunderte zurück. Doch der eigentliche Aufstieg von Japans "Verbrecherfamilien" zu ihrer heutigen Machtfülle beginnt erst 1945 - als ihr Land am Boden liegt.
Der Boss der Bosse
Aus der Kleinstadt Corleone steigt Bernardo Provenzano zum obersten Chef der Mafia auf. Sein Imperium lenkt er aus dem Untergrund - mithilfe einer Schreibmaschine und Nachrichten auf klein gefalteten Zetteln. Als die Polizei ihn 2006 schließlich fasst, nach mehr als 40 Jahren auf der Flucht, haust der mächtigste Verbrecher Italiens in einer Schäferhütte.
Serie / Reihe: GEO Epoche 48
Ge GEO E
GEO Epoche - Mafia : Das Magazin für Geschichte. - 48. - Hamburg : Gruner & Jahr, 2011. - (GEO Epoche; 48)
EAN 4194875509006 : EUR 9,00
Geschichte einschließlich Kultur- und Geistesgeschichte - Zeitschriftenheft