Literarische Ausflüge in eine Kindheit der 1970er Jahre und in die Welt eines Jungen, dessen Vater Bundeskanzler in der damaligen Hauptstadt Bonn ist.
Rezension
Mit seinem ersten Buch öffnet der Schauspieler Matthias Brandt Fenster in eine Welt, die wir zu kennen meinen. Aber der Blick fällt hinter die Fassaden einer konstruierten, abgeschotteten Erwachsenenwelt im Alltag der damaligen Bundeshauptstadt Bonn. Die Geschichten vom Hund Gabor, dem netten Nachbarn Herrn Lübke, dem Arbeitskollegen des Vaters, Herrn Wehner, und anderen kommen nicht ohne Komik daher, aber sie berühren auch in ihrer Tragik. Von der ersten Seite an ist die Einsamkeit des Jungen ebenso zu spüren wie die Langeweile. In dem weitläufigen Haus sucht er nach Abwechslung und Orientierung und stößt an Grenzen. Seine Sehnsucht nach Anerkennung und Beachtung wird fast immer enttäuscht. Die wenigen, innigen Moment der Nähe mit seinem Vater, dem Bundeskanzler, sind ebenso kostbar wie selten. Seine Tagträume und Versuche, groß rauszukommen scheitern an der Realität. Aber er beobachtet sehr genau, lernt die Manöver der Erwachsenen zu durchschauen und zu taktieren. - Matthias Brandt versteht es, pointiert zu erzählen und lässt den Leser eintauchen in eine Welt kurzer und dennoch großer Geschichten. Sehr lesenswert und zu empfehlen.
Personen: Brandt, Matthias
Brand
Brandt, Matthias:
Raumpatrouille : Geschichten / Matthias Brandt. - 9. Aufl. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2016. - 171 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-462-04567-3 fest geb. : EUR 18,00
Schöne Literatur - Buch