Auf den Spuren von Caroline Weldon, Malerin des berühmten Sitting Bull-Porträts. (DR) Susanna hat tatsächlich existiert: Bei der Protagonistin handelt es sich um eine gebürtige Schweizerin, die in den USA unter dem Namen Caroline Weldon ein für das ausgehende 19. Jahrhundert sehr selbstbestimmtes Leben führt – als emanzipierte Künstlerin und Alleinerzieherin, als Aktivistin für die nordamerikanischen Ureinwohner und als Beraterin von Sitting Bull zur Zeit der Geistertanz-Bewegung. Soweit die historischen Fakten, die Capus nur ansatzweise nutzt für seine literarische Annäherung an Caroline Weldon. In teils atmosphärischer Dichte und mitunter durchaus gelungenen Passagen widmet sich Capus dem wechselnden Umfeld von Susanna, ihrer Geburtsstadt Basel und den Änderungen an der Schwelle zu einer neuen Epoche. Er skizziert die Persönlichkeiten, die Susannas Leben mehr oder weniger geprägt haben (Eltern, Stiefvater, Ehemann, Partner, Sohn) – zwar mit abnehmender Intensität, wobei aber das Profil von Susanna kaum an Schärfe gewinnt. Die Idee, dass sich die historische Figur als Kämpferin für die Rechte aller amerikanischen Bürger*innen einen Namen gemacht hat, kommt bei dieser Lektüre erst gar nicht auf, nicht einmal beim doch eher seltsamen Schluss. Fazit: Dieser Roman, auch sprachlich und stilistisch nicht frei von Ausrutschern, dürfte selbst Capus-Fans enttäuscht oder zumindest ratlos zurücklassen.
Personen: Capus, Alex
Capus, Alex:
Susanna : Roman / Alex Capus. - München : Hanser Berlin, 2022. - 285 Seiten
ISBN 978-3-446-27396-2 Festeinband : EUR 25,70 (AT)
Schöne Literatur - Signatur: Capus - Buch