Mirjam, wo bist du? Bewegende Geschichte über die Suche nach einem jüdischen Mädchen und den kleinen, alltäglichen Verrat inmitten eines großen Krieges. (ab 12) (JE) Amsterdam, 1943: Die Niederlande sind von den Deutschen besetzt. Seitdem ihr Freund Bas an der Front gefallen ist, hat sich die 18-jährige Hanneke eine harte Schale zugelegt. Um ihre Eltern und sich zu versorgen, arbeitet sie in einem Bestattungsinstitut und tauscht illegal Schwarzmarktwaren. Eines Tages erbittet eine ihrer Kundinnen ihre Hilfe. Ein bei ihr verstecktes jüdisches Mädchen namens Mirjam ist verschwunden und Hanneke soll sie finden, bevor sie den Nationalsozialisten in die Hände fällt. Entgegen ihrem Vorsatz, sich gegen das Grauen rundum abzustumpfen und nur zu tun, was ihr nützt, begibt sich Hanneke auf die gefahrvolle Suche nach dem "Mädchen im blauen Mantel". Eine Spur führt sie zur Deportationsstelle im früheren Stadttheater und Hanneke knüpft Kontakte zu einer studentischen Widerstandsgruppe, der auch Bas' älterer Bruder angehört, um für ihr Unterfangen Unterstützung zu bekommen. Vielleicht kann sie ja ein Leben retten, nachdem sie ein anderes zerstört hat? Als sich die dramatischen Ereignisse überschlagen, erkennt Ich-Erzählerin Hanneke, dass in einem Krieg nichts so ist, wie es scheint. Gegen Ende dieses wendungsreichen, ungemein packenden Romans resümiert sie: "Wir waren in Dinge verwickelt, die viel größer waren als wir." Dank der nüchternen, nie pathetischen Sichtweise ihrer schillernden, vielschichtigen Protagonistin Hanneke und der glaubhaften Darstellung anderer Charaktere ist es der amerikanischen Autorin und Journalistin Monica Hesse gelungen, den Moment festzuhalten, in dem Menschen "zu Helden oder Verbrechern werden." (S. 377) Authentisch schildert sie den bedrückenden Alltag mit Lebensmittelmarken, Ersatzkaffee und Ausgangssperre. Altersgerecht, nie belehrend werden Fakten und Begriffe der damaligen Zeit verwendet. Anmerkungen zur historischen Genauigkeit und zu Recherchen wie z.B. über die prekäre Rolle des Judenrats oder die Widerstandsarbeit mancher Fotografen finden sich am Schluss. Stellen, wo die Autorin von den Geschichtsbüchern abweicht, sind klar benannt. Zeitgeschichtlich interessierte LeserInnen ab frühestens 12 Jahren wird dieses geglückte, flüssig übersetzte Jugendbuchdebüt, das schon mit dem Edgar Allan Poe Award in der Kategorie "Junge Erwachsene" ausgezeichnet wurde, bestimmt faszinieren!

Altersempfehlung: ab 12 Jahren.

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Personen: Hesse, Monica

Schlagwörter: Antolin Klasse-7

Interessenkreis: Lesen am Dienstag