Michael Kohlhaas in Mainz. Ursula Krechels eindringlicher Roman über einen Wiedergutmachungskämpfer in höchstrichterlicher Sache.
Die 1947 in Trier geborene Ursula Krechel hat mit ihrem ersten Roman "Shanghai fern von wo" 2008 (BP 09/119) Neuland betreten und von den Fernschicksalen deutscher Emigranten erzählt. Hier knüpft der neue Roman an. "Landgericht" erzählt von der Rückkehr eines jüdischen Emigranten in die junge Bundesrepublik. Es ist, um es gleich zu sagen, eine überaus aufschlussreiche Geschichte, die unsere Aufmerksamkeit sofort fesselt und nicht mehr loslässt. Es geht um Dr. Richard Kornitzer, in Breslau geboren, Jurist, der in den frühen dreißiger Jahren in Berlin eine verheißungsvolle Laufbahn beginnt, die radikal abgeschnitten wird durch die antisemitischen "Gesetze" der NS-Diktatur. Die Familie wird daraufhin in alle Himmelsrichtungen zerstreut, nur seine Frau Claire bleibt. Der Roman beginnt mit der Rückkehr Kornitzers 1947. Kornitzer wird zwar in Mainz zum Landgerichtsdirektor ernannt, doch das unvergütete Unrecht belastet seine Erinnerung. Sein Rechtsempfinden, das man unerschütterlich nennen kann oder starr und grausam, auch gegen sich selbst, macht ihn zu einem Michael Kohlhaas der Wiedergutmachung. Der Richter wird zu seinem eigenen Henker, er erkrankt, verliert seine Frau. Am Ende steht die vorzeitige Pensionierung mit der gleichzeitigen Beförderung zum Senatspräsidenten am Oberlandesgericht. Farce oder Wiedergutmachung?
Personen: Krechel, Ursula
Leseror. Aufstellung: Romane
Krechel, Ursula:
Landgericht : Buchpreis 2012 / Ursula Krechel. - 5. Aufl. - Salzburg [u.a.] : Jung und Jung, 2012. - 494 S. ; 185 mm x 145 mm
ISBN 978-3990270240 fest geb. : 29,90 _
Schöne Literatur - Signatur: Krech - Buch