Atemberaubend schöne Bilder entführen in die Welt am Amazonas: Wild und scheinbar unberührt breitet sich die ursprüngliche Flusslandschaft über die Doppelseiten aus. Ungezähmte Papageien, Schildkröten, Schlangen, Frösche, Schmetterlinge und Fische nehmen neben den Protagonisten, dem indianischen Großvater und seinem Enkel, ganz selbstverständlich ihren Platz in diesem anmutigen Idyll aus Flusslandschaft und Unterwasserwelt ein. Das alles wirkt so echt, als sei es fotografiert und doch sind es kunstvoll gemalte Bilder. Annika Siems brilliert auch in ihrem zweiten Bilderbuch. Indem sie geschickt mit Perspektiven spielt, erweckt sie die Geschichte von Sueli Menezes - und auch die Binnenerzählung des Großvaters - zum Leben. Ihren Bildern gelingt es aus der doch sehr ambitionierten Geschichte ein ansprechendes Bilderbuch zu machen, die sperrige Sprache sowie den erhobenen Zeigefinger ein wenig zu entschärfen.Menezes, selbst als "Amazonaskind" und Autorin des gleichnamigen Romans berühmt geworden, packt zwei gewichtige Themenkreise in ihr zweites Bilderbuch: Sie plädiert für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und erzählt gleichzeitig von der Identitätsstärkung eines kleinen Indianerjungen. Der Junge, ein Außenseiter, der von den anderen gehänselt wird, möchte seine Stärke unter Beweis stellen, indem er einen großen Fisch angelt. Die heiß ersehnte Angeltour mit dem Großvater bietet die ideale Gelegenheit, um endlich von der Gruppe anerkannt zu werden. Doch das Glück ist offenbar nicht auf der Seite des Jungen: Zunächst beißen die Fische nicht an und dann will der Großvater den riesigen Fisch, der sich endlich in ihrem Netz verfangen hat, auch noch frei lassen. "Die Aruana-Männchen sind die besten Papas der Welt. Damit den kleinen Fischen nichts geschieht, leben sie einen Monat lang im Maul ihrer Väter und zu dieser Zeit jagt niemand den Aruana, sonst würden auch seine Kinder sterben. Sie sind für uns wichtig, weil sie die Mücken fressen, die uns Menschen krank machen." Der Bub begreift schnell und entlässt den Fisch mitsamt seiner Brut in die Freiheit. Von seinem Großvater wird er dafür mit einer Umarmung und folgenden Worten belohnt: "Ich bin sehr, sehr stolz auf dich! Heute bist du ein großer Junge geworden." Gerade für die jungen Leserinnen und Leser wäre es schöner gewesen auf derart plakativ Belehrendes zu verzichten, denn auch sie begreifen - ebenso wie der Indianerjunge - schnell. (1000 und 1 Buch/Marlene Zöhrer/www.biblio.at)
Personen: Menezes, Sueli Siems, Annika
Standort: OEW
Der allerbeste Papa / Sueli Menezes. Mit Bildern von Annika Siems. - Bargteheide : Minedition, 2012. - [28] S. : überw. Ill.
ISBN 978-3-86566-146-3 0,0
B_Bilderb/L_illustr.