Annotation: Roman um häusliche Gewalt, die von (beinah) allen ignoriert wird. Rezension: Ein Roman über eine "unmögliche Tatsache": Eine ganze Stadt verschließt sich der Wahrheit - aus Bequemlichkeit, aus Angst vor dem Verlust von Bequemlichkeit, weil "nicht sein kann, was nicht sein darf". Die einzige, die sich der unbequemen Wahrheit stellt, ist Mascha, die vierzehnjährige Ich-Erzählerin aus Susan Krellers Jugendroman, der ein Tabu-Thema inszeniert: häusliche Gewalt. Mascha verbringt die Sommerferien bei ihren Großeltern in Barenburg, "der langweiligsten Stadt der Welt". Der Tristesse der philisterhaften Siedlungshäuser-Idylle entflieht sie auf einem Spielplatz, auf dem sie die Geschwister Julia und Max kennenlernt. Sie kommen aus einem gutsituierten Elternhaus, aber irgendetwas stimmt nicht mit ihnen. Zufällig entdeckt Mascha, dass der siebenjährige Max von seinem Vater geprügelt wird. Entsetzt sucht sie Hilfe bei ihren Großeltern, die ihre Sorge abweisen: "bald schlagen die Brandners ihre Kinder tot, und alles, was meiner Großmutter dazu einfiel, war, warum sagst du denn sowas?" Auch Maschas Vater, der Dokumentarfilmer, der davon lebt, "zuzusehen", verschließt die Augen vor der Realität. Alleingelassen entschließt sich Mascha zu einer wahnwitzigen Idee. Um die beiden Kinder zu schützen, versteckt sie sie in einem Holzschuppen - ein Plan, der sich als eine Nummer zu groß erweist. Unter großem Polizeiaufgebot fliegt schließlich alles auf und Mascha wird zur Geächteten der Siedlung, bis sich herausstellt, wer die wahren Täter sind. Dieser in seiner Anlage originelle und psychologisch fundierte Roman fasziniert durch das eigenwillige Profil seiner Figuren, die die Dramatik der Handlungen initiieren. Neben dem kunstvoll komponierten Rahmen und einem klaren, aber dabei nicht nüchternen sprachlichen Stil kennzeichnet den Roman vor allem aus, dass er nicht aus der Perspektive der Gewaltopfer berichtet. So gelingt es ihm, eine weitere Ebene zu vermitteln: wie Mascha zum Opfer einer Gesellschaft wird, die das Wegsehen kultiviert hat. *ag* Daniela A. Frickel
Altersempfehlung: ab 14 Jahren.
Medium erhältlich in:
64 Öffentliche Bücherei,
Münster
73 Marienschule Offenbach Schulbibliothek,
Offenbach
Personen: Kreller, Susan
Kreller, Susan:
Elefanten sieht man nicht / Susan Kreller. - Hamburg : Carlsen, 2012. - 203 S.
ISBN 978-3-551-58246-1 fest geb. : 14,90
Romane und Erzählungen für Jugendliche ab 12 Jahre - Signatur: Krel - Buch