In ihrem neuen Buch zeigt Kirsten Boie, wie tief Vorurteile auch in den Köpfen der vermeintlich Toleranten sitzen. Dennoch hat sie mit „Schwarze Lügen“ kein Problembuch, sondern einen spannenden Kriminalroman geschrieben – schließlich rutscht jede schwere Kost in der schmackhaften Sauce der Unterhaltung viel leichter. Der drogenabhängige Lukas schuldet seinen Dealern Geld und überfällt daher eine Bank. Seine Täterschaft vertuscht er perfide, indem er den Verdacht auf seinen Mitschüler Amadeus lenkt, der ihm Nachhilfe erteilt und damit zugleich ein Alibi für die Zeit des Überfalls liefert. Durch einen dummen Zufall gerät Amadeus’ Schwester Melody in den Besitz von Lukas’ Beute und untermauert damit den von Vorurteilen gespeisten Verdacht der Polizei, dass die beiden schwarzen Jugendlichen die Täter sind. Um wieder an das Geld zu kommen, entführt Lukas auch noch Soppy, die kleine Schwester von Amadeus und Melody. Da ist das Verbrechen längst ein paar Nummern zu groß für ihn geworden. Und auf der anderen Seite lernt die sympathische Melody mit einem reichen und verbitterten alten Unternehmer, dessen vernachlässigter und gelangweilter Enkelin Linda und Kenneth, dem Neffen der Haushälterin, Menschen kennen, die ihr helfen. Weil Kirsten Boie eine routinierte Autorin ist, rollt sie den Fall zwar in Form einer tagebuchartigen Chronik, aber aus mehreren, ständig wechselnden Perspektiven auf. Diese Vielfalt vermittelt den Eindruck einer differenzierten Betrachtung, die allerdings nicht bei jeder Figur durchgehalten werden kann, ohne den Umfang des breit angelegten Romans zu sprengen. So schildert Boie etwa bei der Protagonistin Melody und bei Linda die verschiedenen familiären Hintergründe, lässt sie aber bei Kenneth weitgehend im Dunkeln, obwohl er eine der widersprüchlichsten und damit interessantesten Figuren ist. Daneben gibt es andere, etwa den „Arsch“, Melodys weißen Stiefvater, die komplett schwarz gezeichnet sind. Womit wir wieder bei den Vorurteilen wären, die sich eben auch in der Sprache manifestieren. Mitunter scheint es so, als habe sich die Autorin selbst von der spannenden Krimihandlung, in der ein Zufall und eine Verwechslung gewichtige Rollen spielen, mitreißen lassen, und dann sei ihr plötzlich wieder der gesellschaftskritische Aspekt eingefallen – nicht immer verbindet sich beides ganz überzeugend. Und das nach extremer Lebensgefahr extrem gute Ende verdankt der Roman wohl seiner jungen Zielgruppe. Doch der Fall und seine Auflösung werden so packend vorangetrieben, dass etwaige Schwächen und Zugeständnisse von den Ereignissen einfach überrollt werden.
Medium erhältlich in:
64 Öffentliche Bücherei,
Münster
10 Katholische Öffentliche Bücherei,
Buseck
36 Kath. Öffentl. Bücherei Wortschatz,
Höchst
47 Lern- und Medienzentrum,
Mainz
22 KÖB St. Cosmas und Damian Gau-Algesheim,
Gau-Algesheim
62 Katholische Öffentliche Bücherei St.Bartholomäus,
Mörlenbach
52 Katholische öffentliche Bücherei St. Pankratius,
Mainz
74 Marienschule Offenbach Schulbibliothek,
Offenbach
79 Katholische öffentliche Bücherei St. Bartholomäus,
Saulheim
Personen: Boie, Kirsten
Boie, Kirsten:
Schwarze Lügen : Ein Kriminalroman. - Hamburg : Friedrich Oetinger, 2014. - 415 Seiten
ISBN 978-3-7891-2015-2 fest geb. : EUR 14,99
Romane und Erzählungen für Jugendliche ab 12 Jahre - Signatur: Boie - Buch