„Early morning, April four/Shot rings out in the Memphis sky/Free at last, they took your life/They could not take your pride“. Ob U2 s Song „Pride“, Ava du Vernays Film „Selma“ oder Angie Thomas’ jüngst verfilmter Jugendroman „The hate u give“ – in der Populärkultur, aber auch in der aktuellen Jugendliteratur, wird Martin Luther King Jr. immer wieder thematisiert. Er ist 51 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod mit nur 39 Jahren zur Ikone geworden. Aber wer war der Mensch dahinter? Wie wurde aus einem jungen Baptistenpastor die zentrale und exponierte Leitfigur einer Bewegung, die sich unter großen Opfern der Benachteiligung von Schwarzen entgegenstellte? Bereits 2018 publizierte Alois Prinz bei Suhrkamp als Insel Taschenbuch eine kurze bebilderte King-Biographie für Erwachsene, nun folgt bei Gabriel ein deutlich umfangreicheres Buch für Jugendliche ab etwa 13 Jahren. Wie in jeder seiner Biographien nimmt der Autor als Ausgangspunkt einen zentralen Moment im Leben des porträtierten Menschen. Hier ist es ein Gespräch, in dem King im Sommer 1966 in einer trostlosen Gegend von Chicago versucht, aufgebrachten und hoffnungslosen Jugendlichen jene Idee nahezubringen, von der er, unter anderem inspiriert von Mahatma Gandhi, zutiefst überzeugt war: Gewaltlosigkeit. Im chronologischen Nachvollziehen seines Werdeganges wird ausführlich auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Amerika der 1950er und 1960er Jahre eingegangen, die nicht nur von alltäglicher Diskriminierung, sondern auch von rassistischer Gewalt unvorstellbaren Ausmaßes geprägt waren, die von einer weißen Justiz oft ungestraft blieb. Alois Prinz zeigt ein weiteres Mal, dass er nicht nur historische Quellen nachvollziehbar und spannend aufzubereiten weiß, sondern auch viel Gespür für die Befindlichkeit „seiner“ Hauptfigur hat, ohne dabei jemals indiskret oder sensationslüstern zu werden. So werden etwa von seinen Gegnern gezielt verbreitete Gerüchte über sexuelle Ausschweifungen Kings als solche benannt, ohne im Detail darauf einzugehen. Ein weiteres Mal ist Alois Prinz eine höchst spannende Auseinandersetzung mit einem besonderen Menschen gelungen. Der keine Ikone werden wollte, sondern, wie er es in einer Predigt zwei Monate vor seinem Tod formuliert hatte, nur ein hingebungsvolles Leben hinterlassen wollte.
Medium erhältlich in:
46 Bücherei am Dom,
Mainz
71 Öffentliche Gemeindebücherei St. Remigius,
Ober-Mörlen
34 KÖB St. Peter,
Heppenheim
Personen: Prinz, Alois
Prinz, Alois:
I have a dream : das Leben des Martin Luther King / Alois Prinz. - Stuttgart : Gabriel, 2019. - 272 S.
ISBN 978-3-522-30520-4 fest geb. : ca. Eur 17,50
Biographien, Briefe, Tagebücher - Signatur: Bi Prinz - Buch